Liebe Freunde unserer Stiftung,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
wieder stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr. Was wird es uns bringen? Viele Menschen in unserem Lande sind besorgt aufgrund der Terrorbedrohungen des IS, der nicht nur in den arabischen Staaten sein menschenverachtendes, übles Spiel treibt, sondern auch mitten in Europa. Und es blieb bei uns nicht nur bei Terrordrohungen. Es kam wie zuletzt in Berlin zu schrecklichen Anschlägen fanatisierter „Gotteskrieger“, die sich auf den Islam berufen und alles zerstören wollen, was jene errichtet haben, die nicht so sind, wie sie selbst. Ihr Kampf richtet sich sowohl gegen unsere Kultur als auch gegen die Kultur des Altertums. Beispielsweise wurden die geschichtsträchtigen Bauwerke des Altertums in Aleppo oder Palmyra, die auf der Welterbeliste der UNESCO stehen, dem Erdboden gleich gemacht.
Unsere Werte sind nicht deren Werte. Umso mehr stellt sich gerade in solchen Zeiten zum Beginn des Neuen Jahres die Frage: Welche Werte haben wir überhaupt? Was gilt es zu verteidigen? Früher war es eindeutig: Es waren die christlichen Werte. Doch heute hat man immer mehr das Gefühl, alles löst sich auf, alles wird in Frage gestellt. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man gleichzeitig erlebt, daß immer mehr Menschen ihre religiösen Bindungen verlieren und damit innerlich heimatlos werden. „Gibt es noch einen gesellschaftlichen Wertekonsens?“ wird deshalb das Thema einer Tagung sein, die wir am 20/21. Oktober in der Frankenakademie Schney veranstalten werden.
An der Schwelle zum Jahr 2017 haben aber viele Menschen nicht nur Ängste vor Terrorakten auch in Europa, den zu erwartenden großen gesellschaftlichen Veränderungen durch immer mehr islamische Einflußnahme, sondern auch vor Staatsmännern, die ihre Politik statt auf Sachargumenten auf Vermutungen, Unterstellungen und Halbwahrheiten stützen und damit die erwünschten Stimmungen und Gefühle erzeugen. Die nachfolgend angefügten beängstigenden Aussagen des künftigen Präsidenten der USA, Donald Trump, aus seinem Wahlkampf hat unser Schatzmeister Ulrich Brehme zusammengestellt.
Trotz vieler negativer Entwicklungen global wie in Deutschland oder Europa wollen wir auch im Neuen Jahr den Mut nicht sinken lassen und hoch motiviert unsere Aufgaben erfüllen, nämlich zur Ökologisierung unserer Gesellschaft als anerkannter Träger der politischen Bildung beizutragen. Dabei ist uns bewußt, daß ein harmonisches Zusammenleben in unserer Gesellschaft besser funktioniert auf der Basis eines breiten Wertekonsenses. Gerade das Jahr 2017, in dem wir unser 25-jähriges Bestehen feiern können, wird für uns eine besondere Herausforderung sein.
Ich lade Sie ein, sich für unsere Veranstaltungen wie Tagungen und Bildungsreisen zu interessieren und daran nach Möglichkeit teilzunehmen.
Erheben Sie mit mir genau zum Jahreswechsel um 0 Uhr Ihr Glas, um auf diese Weise miteinander zu Beginn unseres Jubiläumsjahres verbunden zu sein.
Herzliche Grüße, verbunden mit den besten Wünschen für das Neue Jahr,
verbleibe ich
Ihr
Hans-Joachim Ritter
Vorsitzender
Zusammenstellung von Texten zur Wahlkampfstrategie von Donald Trump:
10.12.2016: DLF: „Politik 4.0 Online-Manipulation der Wähler“ (Interview mit Peter Welchering)
05.12.2016: FAZ: „Trumps digitale Kampagne Das Ende des Wahlkampfs, wie wir ihn kennen“ (von Mathias Müller von Blumencron) mit einem Leserbrief 03.12.16: Das Magazin Nr.48: „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ (von Hannes Grassegger und Mikael Krogerus)
Der Psychologe Michal Kosinski hat einen Persönlichkeitstest entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook mit 5 Eigenschaften zu analysieren.
22.10.2016: DLF: „Wahlkampf Die Macht der Social Bots“ (von Ronald Menn) 30.10.2016: FAZ: „Digital campaigning in Amerika“, Interview mit Jim Walsh (von Oliver Georgi) Jim Walsh ist Wahlkampfberater für die Demokraten.
18.06.2016: DLF: „Social BotsKampf gegen die automatisierte Netzpropaganda“ (von Benedikt Schulz)
27.12.2014: DLF: „Soziale NetzwerkeDiskussion mit Propaganda-Bots“ (Peter Welchering im Gespräch mit Manfred Kloiber)
31.08.2013: FAZ: „Wie Big Data das Wahlgeheimnis aushebelt“ (von Stefan Schulz) zum Wahlkampf zur Wahl Obamas
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http://www.deutschlandfunk.de/politik-4-0-online-manipulation-der-waehler.684.de.html? dram:article_id=373640
10.12.2016
Politik 4.0
Online-Manipulation der Wähler
Seit Tagen wird intensiv über den Einsatz von Bots im Bundestagswahlkampf diskutiert. Ausgelöst hat die Debatte Alexander Nix, Chef von Cambridge Analytica. Er behauptet, Donald Trump habe die US-Präsidentschaftswahl dank Big-Data-Analysen seiner Firma gewonnen. IT-Experte Peter Welchering widerspricht.
Durch Netzüberwachung gewonnene Benutzerprofile sind die Grundlage für individuell zugeschnittenes Direktmarketing durch Propaganda-Algorithmen
Soziale Netzwerke Diskussion mit Propaganda-Bots
„Ich möchte sehr gerne meinen Wahlkampf, der ja jetzt im nächsten Jahr ansteht, auch in den sozialen Medien führen, aber nicht auf der Grundlage von gekauften Daten.“
Manfred Kloiber: So äußerte sich am Mittwoch dieser Woche die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken auf der Open-Data-Konferenz in Stuttgart. Seit Tagen wird ja intensiv über den Einsatz von Big-Data-Algorithmen im Wahlkampf diskutiert.
Ausgelöst hat diese ein bisschen aufgeregte Debatte Alexander Nix, der Chef von Cambridge Analytica. Der hat nämlich behauptet, dass Donald Trump die amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewonnen habe, weil er die Big-Data-Analysen von Cambridge Analytica eingesetzt habe.
Mein Kollege Peter Welchering ist der Frage nachgegangen, welche Rolle Big-Data-Algorithmen im amerikanischen Wahlkampf gespielt haben und womit wir im Bundestagswahlkampf 2017 rechnen müssen.
Peter, hat Donald Trump tatsächlich mit auf Facebook eingesetzter Big-Data-Technologie die Wahl entschieden?
Peter Welchering: Definitiv Nein. Mit Facebook allein gewinnt man keine Wahlen, mit Twitter auch nicht. Dafür sind die Streuverluste viel zu hoch. Trump hat etwas anderes gemacht. Er hat Daten eingekauft.
Und insofern hat Alexander Nix von Cambridge Analytica Recht, wenn er sagt, dass Big-Data- Algorithmen für die Wahlentscheidung wichtig waren, Nix übertreibt aber, wenn er in Aussicht stellt, mit den richtigen Big-Data-Werkzeugen könne jeder noch so untalentierte Politiker Wahlen gewinnen. Und er verschweigt die schmutzige Seite der Big-Data-Medaille, nämlich dass der Trump-Wahlerfolg auch ein Ergebnis der lückenlosen Netzüberwachung war.
Was Jared Kushner, der Schwiegersohn und Online-Wahlkampfleiter von Donald Trump, nämlich gemacht hat, war politisches Direktmarketing auf der Grundlage von persönlichen Profilen. Und die entstehen durch lückenlose Überwachung der Netznutzer. Man könnte auch sagen: Das war Wählermanipulation auf Online-Überwachungsbasis.
Kloiber: Ja, das ist für Menschen, die an freie Wahlen und an die Demokratie glauben, schon harter Tobak. Deshalb hören wir uns erst einmal an, wie dieses politische Direktmarketing technisch funktioniert.
Lückenlose Netzüberwachung als Grundlage für politisches Direktmarketing
Das Wahlkampfteam von Donald Trump hat das gemacht, was Unternehmen schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich betreiben: Online-Marketing! Einige Experten nennen es auch Online- Manipulation.
Das britische Unternehmen Cambridge Analytica verfügt über persönliche Profile von 230 Millionen Amerikanern. Die hat die Wahlkampfleitung von Donald Trump als Datenbasis gekauft. Eigens entwickelte Propaganda-Algorithmen haben dann individuelle Botschaften an die potenziellen Trump-Wähler geschickt.
Er gab das Online-Profiling zum Beispiel, dass ein Wähler Muslime nicht mag, er aber unsicher ist, ob Trump auch hart genug gegen Muslime vorgehen wird, wurde ihm ein passgenauer Text zugeschickt, in dem ihm die Politik Trumps gegen Muslime so erläutert wurde, wie es seiner Vorstellung entsprach. Ein Wähler, der die Krankenversicherung Obama Care zurückgedreht haben wollte, erhielt individuell angepasste Mails, in denen Trump die Rücknahme genau der kritisierten Teile von Obama Care ankündigte.
Um solche individuellen Botschaften von Propaganda-Software erstellen zu lassen, sind sehr viele Daten über die Empfänger nötig. Datenexperte Karsten Schramm, der einst GMX gegründet hat und heute Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Unternehmens Brabbler AG ist, erklärt, wie diese Daten gesammelt werden:
„Die Anbieter von kostenlosen Websites, die müssen ihr Angebot refinanzieren und arbeiten deswegen mit Datensammlern zusammen. Die bekommen kleine Schnipsel in ihre Homepage rein. Und diese Snippets sorgen dafür, dass der Datensammler von Ihrem Besuch auf der Seite erfährt. Gleichzeitig wird in aller Regel ein Cookie auf Ihren Rechner gesetzt mit einer eindeutigen User- Kennung, so dass Sie dann, auch wenn Sie sich auf anderen Seiten tummeln, als solcher User eindeutig wiedererkannt werden können.“
Von jedem einzelnen Netznutzer müssen die Wahl-Propagandisten wissen, welche politische Einstellung er hat. Wie ausgeprägt seine Vorstellungen sind und ob er in seiner Wahlentscheidung noch schwankt oder festgelegt ist.
Karsten Schramm:
„Man kann auswerten, was er in irgendwelchen Foren geschrieben hat, also in Kommentaren zu irgendwelchen Artikeln oder auch in Benutzergruppen. Wenn Sie diese Inhalte nach gewissen Stichpunkten, Stichworten durchsuchen, oder wenn Sie, was ja zum Beispiel bei Google üblich ist, den E-Mail-Verkehr des entsprechenden Benutzers nach Schlüsselworten durchsuchen, dann bekommen sie natürlich sehr schnell ein klares Bild davon, was der eigentlich für Interessen hat.“
Lückenlose Netzüberwachung ist die Grundlage für solches politisches Direktmarketing. Und damit wird nicht nur der Politikbetrieb in den USA verändert, sondern auch der bei uns in Deutschland.
Der Informatik-Professor Jörn von Lucke von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen schätzt das so ein:
„Mit dem Internet der Dinge, mit dem Internet der Dienste, mit Online-Bots, mit Robo-Bots, mit Social Bots werden wir Veränderungen in die Wahlkämpfe kriegen, mit denen wir rechnen müssen. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass es nicht nur Freunde der offenen Gesellschaft gibt, sondern auch Feinde, und diese werden diese auch nutzen, um im Wahlkampf ihre Position einzubringen, um mit Desinformation und Gegenpropaganda ihre eigenen Punkte auch zu setzen.“
Politik 4.0 nennen die Experten diese Entwicklung, die auch viele Politiker hierzulande irritiert. Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen, Alexander Salomon, warnt deshalb.
„Ich glaube schon, dass man immer vorsichtig sein muss, was Menschen oder was auch Interessensgruppen aus möglichen Daten auch am Schluss des Tages machen.“
„Eine Wählerstimme ist im politischen Direktmarketing ein Handelsgut, mehr nicht“
Kloiber: Was Menschen und Maschinen aus Daten alles machen, das ist in der Tat die spannende Frage. Diskutiert wurde in der vergangenen Woche ja auch, ob die Big-Data-Algorithmen hier nicht einfach überschätzt werden. Überhöht in ihrer Wirkung auf den Menschen, was die politische Manipulation angeht. Schätzen beispielsweise Alexander Nix und seine Big-Data-Experten die Streuverluste bei politischer Werbung auf Facebook richtig ein, Peter?
Welchering: Nein, solche Streuverluste haben Alexander Nix und seine Leute völlig untertrieben. Aber sie müssen diese Streuverluste auch gar nicht beachten. Es geht nämlich nicht um politische Werbung auf Facebook. Es geht um individuelle Manipulation, indem einzelnen Menschen genau das versprochen wird, was sie sich politisch gerade wünschen – völlig unabhängig davon, wie unrealistisch das ist oder ob diese Wünsche zu den politischen Inhalten des Kandidaten passen. Und solche individuelle politische Propaganda kann eben nur noch von Algorithmen geleistet werden, nicht mehr von Menschen.
Kloiber: Wie sind diese Algorithmen aufgebaut?
Welchering: Da gibt es das Analysemodul. Aus den Daten der Netzüberwachung werden die politischen Erwartungen eines einzelnen Menschen analysiert. Das Semantik-Modul schreibt dann die dazu passende Botschaft. Und die wird dann an diesen Netznutzer und Wähler verschickt. Wenn noch etwas mehr Geld im Budget ist, wertet dann das Feedback-Modul aus, wie sich diese Propaganda-Botschaften auf das Kommunikationsverhalten des Empfängers im Internet, auf den sozialen Plattformen, in den Diskussionsforen ausgewirkt hat.
Kloiber: Hat der Einzelne eigentlich noch eine Chance, sich dieser massiven Manipulation bei seiner politischen Meinungsbildung zu entziehen?
Welchering: Das ist schwierig. Eine solche Chance hat er nur, wenn er die Wahlwerbung für das nimmt, was sie ist: Werbung, Propaganda. Nur wer sich klarmacht, dass hier mit manipulativen Mitteln – wir machen genau das, was Du, Wähler willst, und das sind 1., 2., 3. – nicht für Inhalte geworben wird, sondern um eine Stimme bei einer Wahl. Und solch eine Stimme ist im politischen Direktmarketing ein Handelsgut, mehr nicht. Das muss in den demokratischen Gesellschaften aufgeklärt werden.
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http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/donald-trump-siegt-bei-us-wahl-2016-durch- social-media-14559570.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Trumps digitale Kampagne Das Ende des Wahlkampfs, wie wir ihn kennen
Nach und nach wird bekannt, mit welcher technologischen Unterstützung Trump gewonnen hat. Es war eine Kampagne kunstvoller digitaler Manipulation. Schon interessieren sich Europas Populisten für seine Strategien.
05.12.2016, von Mathias Müller von Blumencron
Wer eine Wahl gewinnen musste, musste früher die Übermacht im Fernsehen und im Radio erlangen. Heute geht es um die Übermacht in den sozialen Netzwerken.
Es ist erst ein paar Wochen her, da belächelte noch halb Amerika Donald Trump als digitalen Analphabeten; einen Mann, dessen Mailverkehr daraus bestand, seinen Assistenten handgeschriebene Zettel zu reichen, und dessen digitale Fertigkeiten sich darin erschöpften, ungeschminkte Sätze über den Kurznachrichtendienst Twitter ins Netz zu blasen. Seine Rezeptur erschien simpel: Er konzentrierte sich aufs Poltern, Ätzen und Verletzen, für die Verbreitung sorgten andere. Die liberalen Medien transportierten ihre Empörung in einer endlosen Zahl von Artikeln. Und rechte Revolver-Seiten wie das Portal „Breitbart“ übernahmen die lautstarke Verbreitung von Attacken, Halbwahrheiten und Lügen.
Nun, nach seinem Sieg, werden nach und nach die Details einer lange gut getarnten digitalen Wahlkampfmaschinerie bekannt, die Trumps Erfolg nach Ansicht amerikanischer Politikstrategen maßgeblich befördert hat. Sie ringt seinen härtesten Konkurrenten Respekt ab und lehrt alle, die an traditioneller Politikvermittlung hängen, das Fürchten. Galten zunächst die Demokraten als die Meister des digitalen Wahlkampfes, so zeigt sich, dass Trumps Leute Methoden der Online- Vermarktung angewandt haben, die so konsequent wohl noch nie in der Politik genutzt wurden. Schon sollen italienische, französische und deutsche Populisten bei Trumps Dienstleistern Interesse signalisiert haben.
Was dem designierten amerikanischen Präsidenten gelang, war die Verbindung von klassischen hochemotionalen Wahlkampfauftritten mit den modernsten Mechanismen der digitalen Welt: Viralen Verbreitungsstrategien aus den Notebooks der perfidesten Online-Vermarkter, eine in höchstem Maße personalisierte Ansprache und die emotionale Infektion seiner Anhänger. Es war eine einzigartige Symbiose aus Marketing, Facebook und digitalem Aufpeitschen.
Trumps digitale Geheimtruppe
Das Ausmaß seiner digitalen Strategie wurde erst nach der Wahl offenbart, dank verschiedener Veröffentlichungen der „New York Times“, von „Forbes“ oder auch dem Schweizer „Magazin“. Demnach hatte Trump über Monate eine digitale Geheimtruppe beschäftigt, die ihn nach allen Regeln der Kunst unterstützte. Sie bestand aus Psychologen, Marketingspezialisten und Nerds, sie wurde geleitet von seinem engsten Vertrauten Jared Kushner, dem 35 Jahre alten Immobilientycoon und Ehemann seiner Tochter Ivanka. Er brachte offenbar genau das mit, was dem Präsidentschaftskandidaten so dringend fehlte: „Jared verstand die Online-Welt in einer Weise, wie es den traditionellen Medien-Leuten nicht gelang“, sagt ausgerechnet Eric Schmidt, der frühere Google-Chef und Unterstützer der digitalen Kampagne von Hillary Clinton. „Er schaffte es, mit kleinem Budget eine Präsidentschafts-Kampagne zu starten und mit neuester Technologie zu gewinnen. Das ist ein großes Ding.“
Was selbst den Google-Mann in Erstaunen versetzte, war die kompromisslose Ausbeutung der Nutzerprofile von Millionen Amerikanern für wahlpropagandistische Zwecke. Während die Welt noch über den Einfluss von „Fake News“ auf das Wahlergebnis debattiert, wird offenbar, dass Kushner eine ganz andere Dimension der neuen Netzwelt erschlossen hat. „Ich habe einige meiner Freunde aus dem Silicon Valley angerufen, die besten Vermarkter der Welt, und gefragt, wie wir unsere Sache besser skalieren können“, verriet Kushner dem amerikanischen Magazin „Forbes“, dessen Journalisten als einzige mit dem öffentlichkeitsscheuen Multi-Millionär sprechen konnten, „und sie haben mir ihre Dienstleister verraten.“
Drei Ebenen der digitalen Vermarktung
Die Kushner-Truppe nutzte drei maßgebliche Ebenen der digitalen Vermarktung: das gewaltige Datenwissen über die Online-Nutzer des Landes, einen psychologischen Filter zur Kategorisierung der Einstellungen einzelner Wähler und die modernen Distributionstechnologien für zielgerichtete Werbung im Internet. All das mit höchster Intensität und einem überragenden Ziel: die Adressaten mit Hilfe von Facebook emotionaler zu berühren als mit traditionellen Massenkampagnen im Internet und Fernsehen.
Das Dilemma klassischer Kampagnen sind stets die hohen Streuverluste: Etliche Menschen fühlen sich abgestoßen oder reagieren gleichgültig. Dabei ging es Protestwählern oftmals um eine dominante Angelegenheit. Einige wollten verhindern, dass ein Demokrat auf den frei gewordenen Richterstuhl am Supreme Court gelangt. Anderen ging Obamas Gesundheitsreform total gegen den Strich. Wieder andere wollten muslimische Einwanderung stoppen.
Um all diese Partikularinteressen präziser adressieren zu können, heuerte Kushner eine Datenfirma an, Cambridge Analytica. Die Spezialisten gehören zu dem britischen Beratungskonzern SCL Group, der bekannt ist für seine Techniken der psychologischen Kriegsführung im Anti- Terrorkampf. Zudem hatte Cambridge Analytica zuvor bereits versucht, sich als Beistand der Brexit-Befürworter in Großbritannien zu profilieren. Die Firma bot für den amerikanischen Wahlkampf einen Wissensschatz Orwellscher Dimension an: In jahrelanger Arbeit wollen sie psychologische Profile von mehr als 230 Millionen erwachsenen Amerikanern gesammelt haben – also fast aller potentiellen Wähler.
Gelungen war ihnen das mit einer simplen Taktik: Sie hatten auf Facebook massenhaft die bei vielen Online-Nutzern beliebten Persönlichkeitstests ausgespielt. Viele hunderttausend Nutzer machten mit und hinterließen so ein detailliertes psychologisches Profil. Über klassische Matching- Technologien der Online-Vermarktung – wer sich im Netz ähnlich verhält, ist auch von ähnlichen Interessen geleitet – kam eine gewaltige Datenbank zustande. Die Nutzer wurden darüber hinaus kategorisiert nach den fünf sogenannten Ocean-Faktoren, also emotionale Labilität, Begeisterungsfähigkeit, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Cambridge Analytica behauptet, dass es über jeden erfassten Nutzer 3000 bis 5000 Datenpunkte gespeichert hat.
Nun galt es, diesen Nutzern hochpersonalisierte Botschaften zuzuspielen, die unter Berücksichtigung ihrer psychologischen Disposition und ihrer Interessen geeignet waren, ihre Wahlentscheidung zu beeinflussen. Kushner hatte mittlerweile an die hundert Spezialisten in einem unscheinbaren Bürogebäude am Rand der texanischen Großstadt San Antonio versammelt, die eine gewaltige Social-Media-Kampagne in Gang setzten. Die Ängstlichen unter den Wählern bekamen Botschaften über steigende Kriminalität, farbigen Amerikanern wurden verunglückte Aussagen von Clinton zugespielt, in denen sie Schwarze als „Super-Raubtiere“ bezeichnet hatte. Zeitweise will das Datenteam mehrere zehntausend verschiedene und oft nur leicht abgeänderte Aussagen auf Facebook geposted haben. Das geschah über ein neues Facebook-Angebot für Werbende, die sogenannten „Dark Posts“, die nur ausdrücklich dafür markierte Nutzer erreichen.
Nüchterne Rhetorik funktioniert in der Aufregungssphäre nicht
War es früher für den Gewinn einer Wahl wichtig, sich die Übermacht in Radio und Fernsehen zu verschaffen, so bewiesen Kushners Leute nun, dass es mittlerweile darum geht, die sozialen Netzwerke zu dominieren, mit allen zur Verfügung stehenden Technologien. Nichts eignet sich heute besser zur Verbreitung von Empörung und Zorn. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die fortschrittlichste Kommunikationstechnik der Menschheit nicht primär ein Medium der Aufklärung ist, sondern ein Werkzeug für den Austausch emotionaler Botschaften. Allen populistischen Bewegungen ist gemein, dass sie auf Facebook weitaus mehr Fans haben als die etablierten Parteien. Nüchterne Rhetoriker wie Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier funktionieren in diesen digitalen Sphären der Aufregung schlicht nicht.
Was Kushners Team vorgemacht hat, wird nicht das Ende der Entwicklung sein. Dafür wird allein schon Stephen Bannon sorgen, Trumps Chefstratege und ranghöchster Berater, der wie keiner seiner Vorgänger mit den neuen Propagandatechnologien vertraut ist. Bannon saß bisher im Board von Cambridge Analytica und befehligte zudem die „Breitbart“-Seite. Kaum vorstellbar, dass er die im Wahlkampf erprobten Strategien nicht weiter einsetzen wird.
Ebensowenig ist vorstellbar, dass Europas Bewegungen des Zorns die Techniken der zielgerichteten Emotionalisierung ignorieren werden. Zwar ist der Datenschutz strenger, doch bisher hat noch keine Partei die schon jetzt weitgehenden Möglichkeiten des sogenannten Targetings konsequent genutzt.
Massennachrichten leiden unter großen Streuverlusten.
Die Zukunft der politischen Kommunikation zeichnet sich bereits ab. Sie wird sich parallel zu den Technologien entwickeln, die derzeit für die Welt der Online-Vermarktung oder auch der Online- Medien absehbar sind. Alles deutet auf eine weitere Personalisierung in Ansprache und Information hin. Wie bei so vielen neuen Entwicklungen ist die Technologie selbst dabei neutral, sie ist nicht mehr als ein immer intelligenteres Werkzeug. Entscheidend ist, mit welcher Intention sie eingesetzt wird: Im Dienste von echter Aufklärung, für gewöhnliche Werbung, mit der klaren Absicht, politische Propaganda zu verbreiten oder gar mit einer desinformatorischen Intention, um einen Staat oder eine Gesellschaft zu destabilisieren. Das Fatale ist, dass sie gleichermaßen als nützliches Tool wie als destruktive Waffe genutzt werden kann.
Während bei diesem Wahlkampf die Verbreitung der Botschaften über die klassischen Formen der Online-Nutzung erfolgten, also über Schrift, Bild und Video, könnte der nächste Wahlkampf geprägt sein durch die neuen digitalen Assistenten – intelligente Mikrofon-Lautsprecher für den Wohnzimmertisch. Sie werden derzeit von allen großen Digital-Konzernen mit großer Energie entwickelt. Amazon, Google und Apple haben ihre besten Köpfe damit beauftragt, die künstliche Intelligenz hinter den bisher eher rudimentär anmutenden Assistenten zu verbessern. Für viele in den Spitzen der Digitalkonzerne ist das die nächste Revolution. Für Kushners Truppe wäre es das Werkzeug schlechthin: eine Art super-personalisiertes Radio. Jeden Morgen ein neuer Leitspruch von Trump, konfiguriert und vom Audio-Assistenten rechtzeitig zum Frühstück vorgetragen. Es wäre Facebook übertragen in die Audio-Welt, es wäre die akustische Filterblase. Schöne neue Politik-Welt. Man braucht nur Leute wie Kushner und Bannon, um die Chancen zu heben.
Quelle: FAZ.NET —-.
Nur noch eine Frage der Zeit bis es die ersten Toten gibt.
Juan Llamazares 6 (Llamaj) – 05.12.2016 15:39
Gestern ist ein Bewaffneter in ein Restaurant eingedrungen hat die Mitarbeiter bedroht und geschossen. Warum? Er hat auf eigene Faust die Fake News „nachrecherchiert“ das die Clintons zusammen mit John Podesta aus diesem Restaurant einen Kinder-Sex Ring betreiben. Eine Verschwörungstheorie die auf Twitter unter anderem von Trumps Kandidaten für den Posten des „national security advisor“ Mike Flynn, verbreitet wurde.
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Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt
Der Psychologe Michal Kosinski hat eine Methode entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook minutiös zu analysieren. Und verhalf so Donald Trump mit zum Sieg.
Von Hannes Grassegger und Mikael Krogerus Das Magazin N°48 – 3. Dezember 2016
Am 9. November gegen 8.30 Uhr erwacht Michal Kosinski in Zürich im Hotel Sunnehus. Der 34- jährige Forscher ist für einen Vortrag am Risikocenter der ETH angereist, zu einer Tagung über die Gefahren von Big Data und des sogenannten digitalen Umsturzes. Solche Vorträge hält Kosinski ständig, überall auf der Welt. Er ist ein führender Experte für Psychometrik, einen datengetriebenen Nebenzweig der Psychologie. Als er an diesem Morgen den Fernseher einschaltet, sieht er, dass die Bombe geplatzt ist: Entgegen den Hochrechnungen aller führenden Statistiker ist Donald J. Trump gewählt worden.
Lange betrachtet Kosinski Trumps Jubelfeier und die Wahlergebnisse der einzelnen Bundesstaaten. Er ahnt, dass das Ergebnis etwas mit seiner Forschung zu tun haben könnte. Dann atmet er tief durch und schaltet den Fernseher aus.
Am gleichen Tag versendet eine bis dahin kaum bekannte britische Firma mit Sitz in London eine Pressemitteilung: «Wir sind begeistert, dass unser revolutionärer Ansatz der datengetriebenen Kommunikation einen derart grundlegenden Beitrag zum Sieg für Donald Trump leistet», wird ein Alexander James Ashburner Nix zitiert. Nix ist Brite, 41 Jahre alt und CEO von Cambridge Analytica. Er tritt stets im Massanzug und mit Designerbrille auf, die leicht gewellten blonden Haare nach hinten gekämmt.
Der nachdenkliche Kosinski, der gestriegelte Nix, der breit grinsende Trump – einer hat den digitalen Umsturz ermöglicht, einer hat ihn vollführt, einer davon profitiert.
Wie gefährlich ist Big Data?
Jeder, der nicht die letzten fünf Jahre auf dem Mond gelebt hat, kennt den Begriff «Big Data». Big Data bedeutet auch, dass alles, was wir treiben, ob im Netz oder ausserhalb, digitale Spuren hinterlässt. Jeder Einkauf mit der Karte, jede Google-Anfrage, jede Bewegung mit dem Handy in der Tasche, jeder Like wird gespeichert. Besonders jeder Like. Lange war nicht ganz klar, wozu diese Daten gut sein sollen – ausser dass in unserem Facebook-Feed Blutdrucksenker beworben werden, weil wir grad «Blutdruck senken» gegoogelt haben. Unklar war auch, ob Big Data eine grosse Gefahr oder ein grosser Gewinn für die Menschheit ist. Seit dem 9. November kennen wir die Antwort. Denn hinter Trumps Onlinewahlkampf und auch hinter der Brexit-Kampagne steckt ein und dieselbe Big-Data-Firma: Cambridge Analytica mit ihrem CEO Alexander Nix. Wer den Ausgang der Wahl verstehen will – und was auf Europa in den nächsten Monaten zukommen könnte –, muss mit einem merkwürdigen Vorfall an der britischen Universität Cambridge im Jahr 2014 beginnen. Und zwar an Kosinskis Department für Psychometrik.
Psychometrie, manchmal auch Psychografie genannt, ist der wissenschaftliche Versuch, die Persönlichkeit eines Menschen zu vermessen. In der modernen Psychologie ist dafür die sogenannte Ocean-Methode zum Standard geworden. Zwei Psychologen war in den 1980ern der Nachweis gelungen, dass jeder Charakterzug eines Menschen sich anhand von fünf Persönlichkeitsdimensionen messen lässt, den Big Five: Offenheit (Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber Neuem?), Gewissenhaftigkeit (Wie perfektionistisch sind Sie?), Extraversion (Wie gesellig sind Sie?), Verträglichkeit (Wie rücksichtsvoll und kooperativ sind Sie?) und Neurotizismus (Sind Sie leicht verletzlich?). Anhand dieser Dimensionen kann man relativ genau sagen, mit was für einem Menschen wir es zu tun haben, also welche Bedürfnisse und Ängste er hat, und aber auch, wie er sich tendenziell verhalten wird. Das Problem aber war lange Zeit die Datenbeschaffung, denn zur Bestimmung musste man einen komplizierten, sehr persönlichen Fragebogen ausfüllen. Dann kam das Internet. Und Facebook. Und Kosinski.
Für den Warschauer Studenten Michal Kosinski begann ein neues Leben, als er 2008 an der ehrwürdigen Cambridge University in England aufgenommen wurde: am Zentrum für Psychometrie, im Cavendish Laboratory, dem ersten Psychometrie-Labor überhaupt. Mit einem Studienkollegen stellte Kosinski eine kleine App ins damals noch überschaubare Facebook: Auf MyPersonality, so hiess die Applikation, konnte man eine Handvoll psychologischer Fragen aus dem Ocean-Fragebogen ausfüllen («Lassen Sie sich bei Stress leicht aus der Ruhe bringen?» – «Neigen Sie dazu, andere zu kritisieren?»). Als Auswertung erhielt man sein «Persönlichkeitsprofil» – eigene Ocean-Werte –, und die Forscher bekamen die wertvollen persönlichen Daten. Statt, wie erwartet, ein paar Dutzend Studienfreunde hatten schnell Hunderte, Tausende, bald Millionen ihre innersten Überzeugungen verraten. Plötzlich verfügten die beiden Doktoranden über den grössten jemals erhobenen psychologischen Datensatz.
Das Verfahren, das Kosinski mit seinen Kollegen über die nächsten Jahre entwickelt, ist eigentlich recht einfach. Zuerst legt man Testpersonen einen Fragebogen vor. Das ist das Onlinequiz. Aus ihren Antworten kalkulieren die Psychologen die persönlichen Ocean-Werte der Befragten. Damit gleicht Kosinskis Team dann alle möglichen anderen Onlinedaten der Testpersonen ab: was sie auf Facebook gelikt, geshared oder gepostet haben, welches Geschlecht, Alter, welchen Wohnort sie angegeben haben. So bekommen die Forscher Zusammenhänge. Aus einfachen Onlineaktionen lassen sich verblüffend zuverlässige Schlüsse ziehen. Zum Beispiel sind Männer, die die Kosmetikmarke MAC liken, mit hoher Wahrscheinlichkeit schwul. Einer der besten Indikatoren für Heterosexualität ist das Liken von Wu-Tang Clan, einer New Yorker Hip-Hop-Gruppe. Lady-Gaga- Follower wiederum sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit extrovertiert. Wer Philosophie likt, ist eher introvertiert.
Kosinski und sein Team verfeinern die Modelle unablässig. 2012 erbringt Kosinski den Nachweis, dass man aus durchschnittlich 68 Facebook-Likes eines Users vorhersagen kann, welche Hautfarbe er hat (95-prozentige Treffsicherheit), ob er homosexuell ist (88-prozentige Wahrscheinlichkeit), ob Demokrat oder Republikaner (85 Prozent). Aber es geht noch weiter: Intelligenz, Religionszugehörigkeit, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum lassen sich berechnen. Sogar, ob die Eltern einer Person bis zu deren 21. Lebensjahr zusammengeblieben sind oder nicht, lässt sich anhand der Daten ablesen. Wie gut ein Modell ist, zeigt sich daran, wie gut es vorhersagen kann, wie eine Testperson bestimmte Fragen beantworten wird. Kosinski geht wie im Rausch immer weiter: Bald kann sein Modell anhand von zehn Facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. 70 Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten, 150 um die der Eltern, mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer Person eindeutiger vorhersagen als deren Partner. Und mit noch mehr Likes lässt sich sogar übertreffen, was Menschen von sich selber zu wissen glauben. Am Tag, als Kosinski diese Erkenntnisse publiziert, erhält er zwei Anrufe. Eine Klageandrohung und ein Stellenangebot. Beide von Facebook.
Nur für Freunde sichtbar
Facebook hat inzwischen die Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Posten eingeführt. Im «privaten» Modus können nur die eigenen Freunde sehen, was man likt. Aber das bleibt kein Hindernis für Datensammler: Während Kosinski stets das Einverständnis der Facebook- User erfragt, verlangen viele Onlinequiz heute den Zugang zu privaten Daten als Vorbedingung für Persönlichkeitstests. (Wer keine grosse Sorge um die eigenen Daten hat und sich selbst anhand seiner Likes auf Facebook einschätzen lassen will, kann das auf Kosinskis Seite applymagicsauce.com machen und anschliessend seine Ergebnisse mit denen eines «klassischen» Ocean-Fragebogens vergleichen: discovermyprofile.com/personality.html.)
Aber es geht nicht nur um die Likes auf Facebook: Kosinski und sein Team können inzwischen Menschen allein anhand des Porträtfotos den Ocean-Kriterien zuordnen. Oder anhand der Anzahl unserer Social-Media-Kontakte (ein guter Indikator für Extraversion). Aber wir verraten auch etwas über uns, wenn wir offline sind. Der Bewegungssensor zeigt zum Beispiel, wie schnell wir das Telefon bewegen oder wie weit wir reisen (korreliert mit emotionaler Instabilität). Das Smartphone, stellt Kosinski fest, ist ein gewaltiger psychologischer Fragebogen, den wir konstant bewusst und unbewusst ausfüllen. Vor allem aber, und das ist wichtig zu verstehen, funktioniert es auch umgekehrt: Man kann nicht nur aus Daten psychologische Profile erstellen, man kann auch umgekehrt nach bestimmten Profilen suchen – etwa: alle besorgten Familienväter, alle wütenden Introvertierten. Oder auch: alle unentschlossenen Demokraten. Was Kosinski genau genommen erfunden hat, ist eine Menschensuchmaschine.
Immer deutlicher erkennt Kosinski das Potenzial – aber auch die Gefahr seiner Arbeit.
Das Netz erschien ihm immer wie ein Geschenk des Himmels. Er will ja eigentlich zurückgeben, teilen, sharen. Daten sind kopierbar, sollen doch alle etwas davon haben. Es ist der Geist einer ganzen Generation, der Beginn eines neuen Zeitalters ohne die Grenzen der physischen Welt. Aber was passiert, fragt sich Kosinski, wenn jemand seine Menschensuchmaschine missbraucht, um Menschen zu manipulieren? Er beginnt, alle seine wissenschaftlichen Arbeiten mit Warnungen zu versehen. Mit seinen Methoden könnten «das Wohlergehen, die Freiheit oder sogar das Leben von Menschen bedroht» werden. Aber niemand scheint zu verstehen, was er meint.
In dieser Zeit, Anfang 2014, tritt ein junger Assistenzprofessor namens Aleksandr Kogan an Kosinski heran. Er habe eine Anfrage eines Unternehmen, das sich für Kosinskis Methode interessiere. Die Facebook-Profile von zehn Millionen US-Nutzern sollen psychometrisch vermessen werden. Zu welchem Zweck, das könne er nicht sagen, es gebe strenge Geheimhaltungsauflagen. Kosinski will erst zusagen, es geht um sehr viel Geld für sein Institut, zögert dann aber. Schliesslich rückt Kogan mit dem Namen der Firma heraus: SCL – Strategic Communications Laboratories. Kosinski googelt die Firma: «Wir sind eine weltweit agierende Wahl-Management-Agentur», liest er auf der Unternehmenswebsite. SCL bieten Marketing auf Basis eines psycho-logischen Modells. Schwerpunkt: Wahlbeeinflussung. Wahlbeeinflussung? Verstört klickt sich Kosinski durch die Seiten. Was ist das für eine Firma? Und was haben diese Leute in den USA vor?
Was Kosinski zu diesem Zeitpunkt nicht weiss: Hinter SCL verbirgt sich ein kompliziertes Firmenkonstrukt mit Ablegern in Steuerparadiesen – wie die Panama Papers und Wikileaks- Enthüllungen zeigen. Manche haben bei Umstürzen in Entwicklungsländern mitgewirkt, andere entwickelten für die Nato Methoden zur psychologischen Manipulation der Bevölkerung in Afghanistan. Und mittlerweile sind SCL auch die Mutterfirma von Cambridge Analytica, jener ominösen Big-Data-Bude, die für Trump und Brexit den Onlinewahlkampf organisierte.
Kosinski weiss davon nichts, aber er ahnt Ungutes. «Die Sache begann zu stinken», erinnert er sich. Bei seinen Nachforschungen entdeckt er, dass Aleksandr Kogan heimlich eine Firma registriert hat, die mit SCL Geschäfte macht. Aus einem Dokument, das dem «Magazin» vorliegt, geht hervor, dass SCL Kosinskis Methode durch Kogan kennenlernte. Plötzlich dämmert Kosinski, dass Kogan sein Ocean-Modell kopiert oder nachgebaut haben könnte, um es der Wahlbeeinflussungsfirma zu verkaufen. Sofort bricht er den Kontakt zu ihm ab und informiert den Institutsleiter. Innerhalb der Universität entfacht sich ein komplizierter Konflikt. Das Institut sorgt sich um seinen Ruf. Aleksandr Kogan zieht erst einmal nach Singapur, heiratet und nennt sich fortan Dr. Spectre. Michal Kosinski wechselt an die Stanford University in den USA.
Ein Jahr lang ist es ziemlich ruhig, dann, im November 2015, verkündet die radikalere der beiden Brexit-Kampagnen, «leave.eu», getragen von Nigel Farage, sie habe eine Big-Data-Firma beauftragt, ihren Wahlkampf online zu unterstützen: Cambridge Analytica. Kernkompetenz der Firma: neuartiges Politmarketing, sogenanntes Mikrotargeting – auf Basis des psychologischen Ocean-Modells.
Kosinski bekommt Mails, was er damit zu tun habe – bei den Stichworten Cambridge, Ocean und Analytics denken viele zuerst an ihn. Zum ersten Mal hört er von der Firma. Entsetzt schaut er auf die Website. Sein Albtraum ist wahr geworden: Seine Methodik wird im grossen Stil für politische Zwecke eingesetzt.
Nach dem Brexit im Juli prasseln Beschimpfungen auf ihn ein: Schau nur, was du getan hast, schreiben Freunde und Bekannte. Überall muss Kosinski erklären, dass er mit dieser Firma nichts zu tun hat.
Erst Brexit, dann Trump
Zehn Monate später. Es ist der 19. September 2016, die US-Wahl rückt näher. Gitarrenriffs erfüllen den dunkelblauen Saal des New Yorker Grand Hyatt Hotels, Creedence Clearwater Revival: «Bad Moon Rising». Der Concordia Summit ist eine Art Weltwirtschaftsforum in Klein. Entscheidungsträger aus aller Welt sind eingeladen, unter den Gästen befindet sich auch Bundesrat Schneider-Ammann. «Bitte heissen Sie Alexander Nix, Chief Executive Officer von Cambridge Analytica, willkommen», verkündet eine sanfte Frauenstimme aus dem Off. Ein schlanker Mann im dunklen Anzug betritt die Bühnenmitte. Es herrscht gebannte Stille. Viele hier wissen: Das ist Trumps neuer Digital-Mann. «Bald werden Sie mich Mr. Brexit nennen», hatte Trump einige Wochen zuvor etwas kryptisch getwittert. Politikbeobachter hatten zwar auf die inhaltliche Ähnlichkeit zwischen Trumps Agenda und jener des rechten Brexit-Lagers verwiesen. Die wenigsten aber hatten den Zusammenhang mit Trumps kürzlichem Engagement einer weithin unbekannten Marketingfirma bemerkt: Cambridge Analytica.
Trumps Digitalkampagne hatte davor mehr oder minder aus einer Person bestanden: Brad Parscale, einem Marketingunternehmer und gescheiterten Start-up-Gründer, der Trump für 1500 Dollar eine rudimentäre Website aufgebaut hatte. Der 70-jährige Trump ist kein Digitaltyp, auf seinem Arbeitstisch steht nicht einmal ein Computer. So etwas wie eine E-Mail von Trump gibt es nicht, hat seine persönliche Assistentin einmal verraten. Sie selber habe ihn zum Smartphone überredet – von dem aus er seither unkontrolliert twittert.
Hillary Clinton hingegen verliess sich auf das Erbe des ersten Social-Media-Präsidenten, Barack Obama. Sie hatte die Adresslisten der Demokratischen Partei, sammelte Millionen über das Netz, bekam Unterstützung von Google und Dreamworks. Als im Juni 2016 bekannt wurde, dass Trump Cambridge Analytica angeheuert hatte, rümpfte man in Washington die Nase. Ausländische Gecken in Massanzügen, die Land und Leute nicht verstehen? Seriously?
«Es ist mein Privileg, vor Ihnen, verehrte Zuhörer, über die Macht von Big Data und der Psychografie im Wahlkampf zu sprechen.» Hinter Alexander Nix erscheint das Logo von Cambridge Analytica – ein Gehirn, zusammengesetzt aus ein paar Netzwerkknoten, wie eine Landkarte. «Vor ein paar Monaten war Cruz noch einer der weniger beliebten Kandidaten», sagt der blonde Mann mit diesem britischen Zungenschlag, der Amerikanern dasselbe Gefühl einjagt wie vielen Schweizern Hochdeutsch, «nur 40 Prozent der Wähler kannten seinen Namen.» Alle im Saal haben den Blitzaufstieg des konservativen Senators Cruz mitbekommen. Es war einer der seltsamsten Momente des Wahlkampfes. Der letzte grosse innerparteiliche Gegner Trumps, der aus dem Nichts gekommen war. «Wie also hat er das geschafft?», fährt Nix fort. Ende 2014 war Cambridge Analytica in den US-Wahlkampf eingestiegen, zunächst als Berater des Republikaners Ted Cruz, finanziert vom verschwiegenen US-Softwaremilliardär Robert Mercer. Bisher, so Nix, seien Wahlkampagnen nach demografischen Konzepten geführt worden, «eine lächerliche Idee, wenn Sie drüber nachdenken: Alle Frauen erhalten die gleiche Nachricht, bloss weil sie das gleiche Geschlecht haben – oder alle Afroamerikaner, wegen ihrer Rasse?» So dilettantisch arbeitet das Kampagnenteam von Hillary Clinton, das braucht Nix hier gar nicht zu erwähnen, es unterteilt die Bevölkerung in vermeintlich homogene Gruppen – genauso wie all die Meinungsforschungsinstitute es taten, die Clinton bis zuletzt als Gewinnerin sahen.
Stattdessen klickt Nix weiter zur nächsten Folie: fünf verschiedene Gesichter, jedes Gesicht entspricht einem Persönlichkeitsprofil. Es ist das Ocean-Modell. «Wir bei Cambridge Analytica», sagt Nix, «haben ein Modell entwickelt, das die Persönlichkeit jedes Erwachsenen in den USA berechnen kann.» Jetzt ist es absolut still im Saal. Der Erfolg des Marketings von Cambridge Analytica beruhe auf der Kombination dreier Elemente: psychologische Verhaltensanalyse nach dem Ocean-Modell, Big-Data-Auswertung und Ad-Targeting. Ad-Targeting, das ist personalisierte Werbung, also Werbung, die sich möglichst genau an den Charakter eines einzelnen Konsumenten anpasst.
Nix erklärt freimütig, wie seine Firma das macht (der Vortrag ist auf Youtube frei einsehbar). Aus allen möglichen Quellen kauft Cambridge Analytica persönliche Daten: Grundbucheinträge, Bonuskarten, Wählerverzeichnisse, Clubmitgliedschaften, Zeitschriftenabonnements, medizinische Daten. Nix zeigt die Logos global tätiger Datenhändler wie Acxiom und Experian – in den USA sind quasi alle persönlichen Daten käuflich zu erwerben. Wenn man wissen will, wo zum Beispiel jüdische Frauen wohnen, kann man diese Informationen einfach kaufen. Inklusive Telefonnummern. Nun kreuzt Cambridge Analytica diese Zahlenpakete mit Wählerlisten der Republikanischen Partei und Onlinedaten wie Facebook-Likes – dann errechnet man das Ocean- Persönlichkeitsprofil: Aus digitalen Fussabdrücken werden plötzlich reale Menschen mit Ängsten, Bedürfnissen, Interessen – und mit einer Wohnadresse.
Das Vorgehen ist identisch mit den Modellen, die Michal Kosinski entwickelt hatte. Auch Cambridge Analytica verwendet IQ-Quiz und andere kleine Ocean-Test-Apps, um an die aussagekräftigen Facebook-Likes von Usern zu gelangen. Und Cambridge Analytica macht genau das, wovor Kosinski gewarnt hatte: «Wir haben Psychogramme von allen erwachsenen US Bürgern – 220 Millionen Menschen», Nix öffnet den Screenshot, «so sehen unsere Kontrollzentren aus. Lassen Sie mich zeigen, was wir damit tun.» Ein digitales Cockpit erscheint. Links Diagramme, rechts eine Karte von Iowa, wo Cruz überraschend viele Stimmen im Vorwahlkampf gesammelt hatte. Darauf Hunderttausende kleiner Punkte, rot und blau. Nix grenzt die Kriterien ein: Republikaner – die blauen Punkte verschwinden; «noch nicht überzeugt» – wieder verschwinden Punkte; «männlich» und so weiter. Am Schluss erscheint ein einzelner Name, darunter Alter, Adresse, Interessen, politische Neigung. Wie bearbeitet Cambridge Analytica nun eine solche Person mit politischen Botschaften?
In einer anderen Präsentation zeigt Nix am Beispiel des Waffengesetzes zwei Versionen, wie man psychografisch durchleuchtete Wähler ansprechen kann: «Für einen ängstlichen Menschen mit hohen Neurotizismus-Werten verkaufen wir die Waffe als Versicherung. Sehen Sie links das Bild dazu: die Hand eines Einbrechers, die eine Scheibe einschlägt.» Die rechte Seite zeigt einen Mann und ein Kind im Sonnenuntergang, beide mit Flinten in einem Feld, offensichtlich bei der Entenjagd: «Das ist für konservative Typen mit hoher Extraversion.»
Wie man Clinton-Wähler von der Urne fernhält
Trumps auffällige Widersprüche, seine oft kritisierte Haltungslosigkeit und die daraus resultierende ungeheure Menge an unterschiedlichen Botschaften entpuppen sich plötzlich als sein grosser Vorteil: Jedem Wähler seine Botschaft. «Trump agiert wie ein perfekt opportunistischer Algorithmus, der sich nur nach Publikumsreaktionen richtet», notiert bereits im August die Mathematikerin Cathy O’Neil. Am Tag der dritten Präsidentschaftsdebatte zwischen Trump und Clinton versendet Trumps Team 175 000 verschiedene Variationen seiner Argumente, vor allem via Facebook. Die Botschaften unterscheiden sich meist nur in mikroskopischen Details, um den Empfängern psychologisch optimal zu entsprechen: verschiedene Titel, Farben, Untertitel, mit Foto oder mit Video. Die Feinkörnigkeit der Anpassung geht hinunter bis zu Kleinstgruppen, erklärt Nix im Gespräch mit «Das Magazin». «Wir können Dörfer oder Häuserblocks gezielt erreichen. Sogar Einzelpersonen.» In Miamis Stadtteil Little Haiti versorgte Cambridge Analytica Einwohner mit Nachrichten über das Versagen der Clinton-Stiftung nach dem Erdbeben in Haiti – um sie davon abzuhalten, Clinton zu wählen. Das ist eines der Ziele: potenzielle Clinton-Wähler – hierzu gehören zweifelnde Linke, Afroamerikaner, junge Frauen – von der Urne fernzuhalten, ihre Wahl zu «unterdrücken», wie ein Trump-Mitarbeiter erzählt. In sogenannten dark posts, das sind gekaufte Facebook-Inserate in der Timeline, die nur User mit passendem Profil sehen können, werden zum Beispiel Afroamerikanern Videos zugespielt, in denen Hillary Clinton schwarze Männer als Raubtiere bezeichnet.
«Meine Kinder», beendet Nix seinen Vortrag am Concordia Summit, «werden sich so etwas wie ein Werbeplakat mit der gleichen Nachricht für alle, ja das ganze Konzept eines Massenmediums, nicht mehr erklären können. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und kann Ihnen sagen, dass wir mittlerweile für einen der beiden verbliebenen Kandidaten arbeiten.» Dann verlässt er die Bühne.
Wie gezielt die amerikanische Bevölkerung bereits in diesem Moment von Trumps digitalen Truppen massiert wird, ist nicht erkennbar – weil sie selten breit im Mainstream-TV attackieren, sondern meist personalisiert auf Social Media oder im Digitalfernsehen. Und während sich das Clinton-Team auf Basis demografischer Hochrechnungen in Sicherheit wiegt, entsteht in San Antonio im Sitz der Trump-Digitalkampagne ein «zweites Hauptquartier», wie Bloomberg- Journalist Sasha Issenberg nach einem Besuch überrascht notiert. Das Cambridge-Analytica-Team, angeblich nur ein Dutzend Leute, hatte im Juli von Trump etwa 100 000 Dollar erhalten, im August bereits 250 000 Dollar, fünf Millionen im September. Insgesamt, so sagt Nix, habe man etwa 15 Millionen Dollar eingenommen.
Und die Massnahmen der Firma sind radikal: Ab Juli 2016 wird für Trump-Wahlhelfer eine App bereitgestellt, mit der sie erkennen können, welche politische Einstellung und welchen Persönlichkeitstyp die Bewohner eines Hauses haben. Wenn Trumps Leute an der Tür klingeln, dann nur bei jenen, die die App als empfänglich für seine Botschaften einstuft. Die Wahlhelfer haben auf den Persönlichkeitstyp des Bewohners angepasste Gesprächsleitfaden bereit. Die Reaktion wiederum geben die Wahlhelfer in die App ein – und die neuen Daten fliessen zurück in den Kontrollraum von Cambridge Analytica.
Die Firma unterteilt die US-Bevölkerung in 32 Persönlichkeitstypen, man konzentriert sich nur auf 17 Staaten. Und wie Kosinski festgestellt hatte, dass Männer, die MAC Cosmetic liken, sehr wahrscheinlich schwul sind, fand Cambridge Analytica heraus, dass eine Vorliebe für US-gefertigte Autos das beste Anzeichen für mögliche Trump-Wähler ist. Unter anderem solche Erkenntnisse zeigen nun Trump, welche Botschaften ziehen und wo genau am besten. Die Entscheidung, dass er sich in den letzten Wochen auf Michigan und Wisconsin konzentriert, geschieht auf Basis einer Datenauswertung. Der Kandidat wird zum Umsetzungsinstrument eines Modells.
Was macht Cambridge Analytica in Europa?
Aber wie gross war der Einfluss der psychometrischen Methoden auf den Ausgang der Wahl? Cambridge Analytica will auf Anfrage keine Belege für die Wirksamkeit der Kampagne liefern. Und es ist gut möglich, dass die Frage nicht zu beantworten ist. Und doch gibt es Anhaltspunkte: Da ist die Tatsache, dass Ted Cruz dank der Hilfe von Cambridge Analytica aus dem Nichts zum schärfsten Konkurrenten Trumps in den Primaries aufstieg. Da ist die Zunahme der ländlichen Wählerschaft. Da ist der Rückgang der Stimmenabgabe durch Afroamerikaner. Auch der Umstand, dass Trump so wenig Geld ausgab, könnte sich mit der Effektivität persönlichkeitsbasierter Werbung erklären. Und auch, dass er drei Viertel seines Marketingbudgets in den Digitalbereich steckte. Facebook erwies sich als die ultimative Waffe und der beste Wahlhelfer, wie ein Trump- Mitarbeiter twitterte. Das dürfte beispielsweise in Deutschland der AfD gefallen, die mehr Facebook-Freunde hat als CDU und SPD zusammen.
Es ist also keineswegs so, wie oft behauptet wird, dass die Statistiker diese Wahl verloren haben, weil sie mit ihren Polls so danebenlagen. Das Gegenteil ist richtig: Die Statistiker haben die Wahl gewonnen. Aber nur jene mit der neuen Methode. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Trump oft über die Wissenschaft schimpfte, aber wohl dank ihr die Wahl gewonnen hat.
Ein anderer grosser Gewinner heisst Cambridge Analytica. Ihr Vorstandsmitglied Steve Bannon, Herausgeber der ultrarechten Onlinezeitung «Breitbart News», ist gerade zu Donald Trumps Chefstrategen ernannt worden. Marion Maréchal-Le Pen, aufstrebende Front-National-Aktivistin und Nichte der Präsidentschaftskandidatin*, twitterte bereits, dass sie seine Einladung zur Zusammenarbeit annehme, und auf einem internen Firmenvideo steht über dem Mitschnitt einer Besprechung «Italy». Alexander Nix bestätigt, dass er auf Kundenakquise sei, weltweit. Es gebe Anfragen aus der Schweiz und Deutschland.
All das hat Kosinski von seinem Büro in Stanford aus beobachtet. Nach der US-Wahl steht die Universität kopf. Kosinski antwortet auf die Entwicklungen mit der schärfsten Waffe, die einem Forscher zur Verfügung steht: mit einer wissenschaftlichen Analyse. Zusammen mit seiner Forscherkollegin Sandra Matz hat er eine Reihe von Tests durchgeführt, die bald veröffentlicht werden. Erste Ergebnisse, die dem «Magazin» vorliegen, sind beunruhigend: Psychologisches Targeting, wie Cambridge Analytica es verwendete, steigert die Clickraten von Facebook-Anzeigen um über 60Prozent. Die sogenannte Conversion-Rate, also wie stark Leute – nachdem sie die persönlich zugeschnittene Werbung gesehen haben – auch danach handeln, also einen Kauf tätigen oder eben wählen gehen, steigerte sich um unfassbare 1400 Prozent**.
Die Welt hat sich gedreht. Die Briten verlassen die EU, in Amerika regiert Donald Trump. Begonnen hat alles mit einem Mann, der eigentlich vor der Gefahr warnen wollte. Bei dem jetzt wieder diese Mails eintreffen, die ihn anklagen. «Nein», sagt Kosinski leise und schüttelt den Kopf, «das hier ist nicht meine Schuld. Ich habe die Bombe nicht gebaut. Ich habe nur gezeigt, dass es sie gibt.»
Mitarbeit: Paul-Olivier Dehaye; www.personaldata.io
Die Fotografin Lauren Bamford lebt in Melbourne und Sydney
*Am Samstag den 3. Dezember wurde nach einem Leserhinweis diese Stelle verdeutlicht, damit es nicht zu einer Verwechslung mit Marine Le Pen kommt.
**Die genannte Studie bezieht sich auf eine Vergleichsreihe: Ein Konsum-Produkt wurde online beworben. Verglichen wurde die Reaktion auf zwei unterschiedliche Ansprachen: Eine genau auf den Charakter des Konsumenten angepasste Werbung mit einer dem Charakter widersprechenden Werbung. Die Steigerung der Conversionrate liegt bei genau angepasster Werbung bei 1’400 Prozent gegenüber dem Charakter widersprechender Werbung.
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http://www.deutschlandfunk.de/wahlkampf-die-macht-der-social-bots.1818.de.html? dram:article_id=369303
22.10.2016
Wahlkampf
Die Macht der Social Bots
Sie heizten die Stimmung im Ukraine-Konflikt auf, mischten beim Brexit-Referendum mit und spielen auch im US-Wahlkampf eine wichtige Rolle: Social Bots, Computerprogramme, die in den sozialen Netzwerken wie richtige Nutzer agieren. Die AfD will sie auch im Bundestagswahlkampf nutzen – zum Entsetzen der anderen Parteien.
Von Ronald Menn
Die Linken haben bereits reagiert und alle anderen Parteien dazu aufgerufen, auf Meinungsroboter zu verzichten. Bundesgeschäftsführer Höhn sprach von einer Gefahr für die Demokratie. Die Bots könnten ein falsches Meinungsbild konstruieren und indirekt die Sicht auf die Welt manipulieren. Die politischen Akteure stünden hier in der Verantwortung.
Social Bots nutzen Künstliche Intelligenz, um in sozialen Netzwerken eigenständig nach Themen zu suchen, Beiträge weiterzuverbreiten und Kommentare abzugeben, die so aussehen wie Posts von echten Nutzern. AfD-Bundesvorstand Alice Weidel hatte dem „Spiegel“ gesagt, Social Bots würden „selbstverständlich“ zur Wahlkampf-Strategie gehören, um die Positionen der Partei zu verbreiten.
Verboten seien solche Social Bots nicht, sagte der Wissenschafts-Journalist Peter Welchering im Deutschlandfunk [AUDIO] . Allerdings berge der Einsatz solcher Programme einige Gefahren für die Demokratie: „Es ist so etwas ähnliches wie die Automatisierung der politischen Willensbildung.“
Twitter-Bots für Trump und Clinton
Dass Social Bots die Meinung beeinflussen können und dafür auch eingesetzt wurden und werden, gilt als erwiesen. Der Politikwissenschaftler Simon Hegelich von der TU München hat herausgefunden, dass ein ganzes Heer an Bots den Ukraine-Konflikt mit faschistischen Äußerungen im Internet anheizte. Während des Brexit-Referendums beobachteten die Soziologen Philip Howard und Bence Kollanyi, dass eine kleine Anzahl an Accounts eine große Menge an Pro-Brexit-Tweets absetzte.
Auch im laufenden US-Wahlkampf wird massiv auf Bots gesetzt: Laut einer Studie der Oxford University wurde am Tag des ersten TV-Duells und in den Folgetagen ein Drittel der Pro-Trump- Postings auf Twitter vermutlich von Bots generiert, bei Hillary Clinton war es knapp ein Viertel.
Die Wissenschaftler hatten für die Untersuchung pauschal definiert, dass ein typischer Bot mindestens 50 tägliche Tweets beziehungsweise 200 Tweets an den untersuchten vier Tagen absetzt. Die Forscher betonen, dass sie nicht sagen können, wer die Bots betreibt.
Hegelich sieht in den Bots ein Risiko für die Demokratie. Die Hauptgefahr bestehe darin, dass etwa Politik, Medien oder Einzelpersonen aus den Posts der Bots eigene Entscheidungen ableiten könnten. Bots könnten so dazu beitragen, dass eine politische Stimmung kippe.
Meinungsmache oder intelligente Helfer?
Dabei müssen Social Bots per se nichts Schlechtes sein. Darauf weist zum Beispiel Mathias Richel von der Agentur TLGG hin, der 2013 den Online-Wahlkampf der SPD begleitet hat.
Bot-Software, die sich mit Menschen unterhält, wird nach Ansicht von Microsoft-Manager Peter Jaeger maßgeblich die nähere Zukunft prägen. Dabei gehe es darum, die menschlichen Fähigkeiten zu ergänzen, eine Beziehung zwischen Mensch und Maschine zu erstellen, nicht gegen die Maschine. Konkrete Beispiele wären Chat-Bots, die unkompliziert bei der Flugbuchung helfen oder ein Programm, das über Fotos von Nutzern Produktempfehlungen abgibt.
Facebook und Google liefern sich momentan ein Rennen um die besseren Chat-Bots in ihren Messengern – hier werden sie „persönliche Assistenten“ genannt. Google hat Ende September seinen Dienst „Allo“ gestaret – als Konkurrenz zum Facebook-Konkurrenten WhatsApp. Nutzer können sich von „Allo“ per Chat zum Beispiel Informationen zum Wetter, zu Restaurants in der Nähe oder Reisemöglichkeiten anzeigen lassen oder ihm auch Wissensfragen stellen. Außerdem schlägt „Allo“ auch in Unterhaltungen mit anderen Menschen mögliche passende Antworten mit Hilfe künstlicher Intelligenz vor.
NSA-Enthüller Edward Snowden riet wegen der Datenschutz-Einstellungen von der Nutzung der App ab. Edward Snowden 21. September 2016
Auch Facebook setzt auf Chatbots, hat seinen Messenger aber für die „Assistenten“ vieler verschiedener Anbieter geöffnet. Medien, Fluggesellschaften oder Banken sollen so künftig direkt per Chat mit ihren Kunden in Verbindung treten.
Facebooks Plan dahinter ist, den Messenger auch in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden zu etablieren und damit Geld zu verdienen. Auch der Messenger verzichtet deshalb auf standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sondern lässt sie nur auf Wunsch zuschalten.
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http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/politikberater-trumps-wahlkampf-wird-wie-von- einem-verrueckten-gefuehrt-14504282.html
Digital campaigning in Amerika
Wahlwerbung für kaukasische Demokraten mit braunem Haar
In den letzten Tagen vor der Wahl kämpfen Clinton und Trump um die Unentschlossenen. Neue Technologien sorgen dafür, dass sie so gezielt angesprochen werden können wie nie zuvor – doch die Unterschiede zwischen beiden Lagern sind gewaltig, sagt Politikberater Jim Walsh. 30.10.2016, von Oliver Georgi, Washington
Jim Walsh arbeitet seit vielen Jahren für demokratische Wahlkampfteams in den Vereinigten Staaten und wurde vom Magazin „Campaigns & Elections“ vor einiger Zeit zum „Influencer 50“ gewählt, zu einem der einflussreichsten Berater im Bereich des digitalen Wahlkampfes. Als Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens „DSPolitical“ hat sich Walsh einen Namen gemacht, weil er neue Techniken entwickelte, mit denen Wahlbotschaften viel zielgenauer als bislang auf die jeweiligen Empfänger zugeschnitten werden können. Bei dieser Wahl, bei der der Kampf um die Unentschlossenen so hart geführt wird wie lange nicht mehr, könnte das bedeutend werden – und das Rennen am Ende vielleicht sogar entscheiden.
Autor: Oliver Georgi, Redakteur in der Politik.
Mr. Walsh, Sie beschäftigen sich seit langem mit digitalen Wahlkampagnen. Wie geschickt nutzen Hillary Clinton und Donald Trump dieses Werkzeug?
Hillary Clinton und ihr Team wissen sehr genau, wie digital campaigning funktioniert, und räumen ihm sicherlich einen hohen Stellenwert ein. Barack Obama, der immer für seine neue Art des Wahlkampfes gerühmt wird, verwendete 2012 rund 15 Prozent seines Medienbudgets für digitale Wahlwerbung, bei Clinton sind es sicher 30 bis 40 Prozent. Bei Donald Trump sieht die Sache hingegen anders aus, sein Wahlkampf wird generell wie von einem Verrückten geführt. Das gilt auch für seine digitalen Aktivitäten.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Ja, mich selbst. Wer sich nur ein bisschen mit mir beschäftigt, merkt schnell, dass ich in den letzten Jahren ausschließlich für demokratische Kampagnen gearbeitet habe. Meine politische Präferenz ist also alles andere als ein Geheimnis. Trotzdem war die einzige digitale Wahlwerbung, die ich bislang vom Trump-Lager erhalten habe, eine Spendenaufforderung. Das zeigt, wie planlos Trumps Team agiert. Ich glaube, es hat in der amerikanischen Geschichte noch nie eine Wahlkampagne gegeben, die so dumm und undiszipliniert war wie seine. Jede Schlagzeile ist eine gute Schlagzeile, das ist das Einzige, woran Trump glaubt. Was in der Schlagzeile steht, ist ihm herzlich egal.
Mit Ihrem Unternehmen haben Sie in den vergangenen Jahren an personalisierter digitaler Wahlwerbung gearbeitet. Was ist das Neue daran?
Früher kannten Wahlkämpfer von ihren Wählern nur die Postleitzahl. Das heißt, wenn es darum ging, die 5000 Unentschlossenen unter 100.000 Wählern zu überzeugen, musste man die Kampagne trotzdem für alle machen und verbrannte damit einen Haufen Geld. Noch dazu war die Werbung vielleicht nicht für alle die richtige, weil man zwar manche unentschlossenen enttäuschten Republikaner davon überzeugen konnte, jetzt demokratisch zu wählen, dafür aber nicht mehr die enttäuschten Demokraten, die vielleicht eine andere Ansprache gebraucht hätten. Mit der neuen Technik können wir die verschiedenen Gruppen nun viel genauer als früher identifizieren und sie individuell mit der passenden Wahlwerbung bespielen.
Wie funktioniert das?
Vereinfacht gesagt kaufen wir gewaltige Mengen an Cookie-Daten, die von speziellen Datenhändlern angeboten werden. Unserem Unternehmen gehören rund 800 Millionen Cookie- Daten, die Nutzer im Netz hinterlassen haben: Wer hat sich wann auf welchem Browser eingeloggt, welche Mailadresse hat er in Diensten wie Amazon oder Yahoo benutzt, welche Seiten hat er besucht? Diese Datensätze vergleichen wir dann mit den sehr detaillierten Wählerdaten, die in Amerika in vielen Bundesstaaten öffentlich sind, und suchen nach Gemeinsamkeiten.
Wenn zum Beispiel die Adresse, die Telefonnummer oder die Mailadresse aus der Wählerliste mit denen im Cookie-Datensatz übereinstimmt, kann man mit großer Sicherheit von einem eindeutigen Treffer ausgehen. Diesem Cookie können wir künftig gezielt Wahlwerbung übermitteln. Bei anderen Datensätzen ist die Übereinstimmung nicht so eindeutig, in diesen Fällen gibt es aber immerhin eine hohe Wahrscheinlichkeit. Wir sind so in der Lage, personalisierte Wähleransprache für bestimmte Gruppen von Cookies und damit für bestimmte Gruppen von Wählern zu machen. Zum Beispiel für diejenigen, die beim letzten Mal demokratisch gewählt haben, kaukasische Vorfahren und braunes Haar haben und Star Wars lieben. Oder für Frauen zwischen 29 und 40, die keine Kinder haben, normalerweise eigentlich republikanisch wählen, jetzt aber eher den Demokraten zuneigen.
In Deutschland wäre eine solche Aggregation von Daten schon aus Datenschutzgründen unmöglich – finden Sie diese Verknüpfung nicht verwerflich?
Nein, wie Sie wissen, haben wir in Amerika ein etwas anderes Verständnis von Datenschutz. Zum einen sind die Cookie-Daten entpersonalisiert, das heißt, ich weiß zwar, welcher Cookie wann und wo in welchem Browser erzeugt wurde, aber nicht, welcher physischen Person die personalisierte Anzeige letztendlich angeboten wird. Es wird auch kein vollständiges Aktivitätsprotokoll eines Nutzers im Internet erstellt. Die Frage ist doch: Was verletzt die Privatsphäre mehr: Von Haustür zu Haustür zu gehen und Wildfremde nach ihren politischen Vorlieben zu fragen, wie es in diesem Land gerade jeden Tag tausendfach geschieht? Oder im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten geschickte digitale politische Werbung zu machen? Wenn überhaupt, dann ist es lediglich verwerflich, dass die Wählerdaten überhaupt öffentlich sind. Aber so steht es in vielen Staaten nun einmal im Gesetz.
Für einen Mitteleuropäer klingt das Ganze trotzdem ein bisschen nach einer Mischung aus Matt Damons Jason Bourne und der Truman Show.
Der Vergleich ist natürlich übertrieben, aber ein bisschen ist etwas dran. Wir wollen den potentiellen Wähler über seinen ganzen Tag mit der passenden Werbung begleiten: Er steht auf, schaltet sein Handy ein und sieht eine personalisierte Wahlwerbung. Später, auf seinem Computer im Büro, ruft er seine privaten Mails ab und sieht wieder eine personalisierte Wahlwerbung, weil wir auch den Cookie im Browser seines Dienstrechners kennen. Wenn er nach Feierabend wieder zuhause ist und auf seinem Tablet nach neuen DVDs schaut, sieht er wieder eine personalisierte Wahlwerbung. Die Idee ist: Egal wo der Wähler gerade ist, er sieht überall die auf ihn zugeschnittene Anzeige. Für Wahlkampagnen ist diese Zielgenauigkeit von unschätzbarem Wert.
Wie groß ist die Übereinstimmungsrate zwischen Wähler- und Cookie-Daten?
Wir haben mittlerweile eine Übereinstimmungsrate von 80 Prozent erreicht. Das heißt, von den Wählern, über deren Daten wir verfügen, können wir auch den allergrößten Teil mit der passenden Wahlwerbung bespielen.
Wird es in ein paar Jahren auch personalisierte Wahlwerbung im Fernsehen geben?
Ich kann mir das vorstellen. Vielleicht schaue ich bei der übernächsten Wahl eine Sendung auf CNN, und in den Pausen läuft die eigens auf mich zugeschnittene Wahlwerbung. Aus Sicht eines Wahlkämpfers wäre das ein Traum.
Über das Wichtigste haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen: Nutzt Hillary Clinton nun eigentlich Ihre Technik?
Bei uns gilt die Regel, dass wir darüber keine Auskunft geben. Aber sagen wir mal so: Ich arbeite nicht für die Republikaner.
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http://www.deutschlandfunk.de/social-bots-kampf-gegen-die-automatisierte- netzpropaganda.761.de.html?dram:article_id=357591
18.06.2016
Social Bots
Kampf gegen die automatisierte Netzpropaganda
In den sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten der Medien ist der Meinungskampf in vollem Gange. Diese Netzdebatten sind anfällig für Manipulationen. Hinter der Netzpropaganda steckt dabei oft Software, sogenannte Bots. Ein Verbundprojekt aus Wissenschaftlern, Journalisten und IT-Fachleuten möchte diesen automatisierten Falschmeldern nun Einhalt gebieten.
Von Benedikt Schulz
– „Hört endlich mal damit auf, uns Unsinn zu erzählen.“
– „Die Bevölkerung hat die Nase voll von unseren unfähigen Volksverdummern.“ – „Eigentlich sollte man Merkel vor Gericht stellen und verurteilen.“
Kommentare, die unter einem Onlineartikel stehen. Der Ton in den sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten der Medien ist rau, teilweise gehässig. Gerade dann, wenn es um Reizthemen geht, die viele Menschen bewegen, etwa Flüchtlinge oder der Ukraine-Konflikt. Nur dass hinter vielen Kommentaren, Tweets, Facebook-Likes gar keine Menschen stecken, sondern Software.
„Für Gesellschaften und Demokratien ist das gefährlich. Viele Menschen, die soziale Netzwerke nutzen, Twitter und Facebook, wissen nicht, ob der Inhalt, den sie sehen von Bots generiert wurde.“
Der kanadische Soziologe Phil Howard erforscht seit Jahren die Verwendung von Social Bots, Programmen, die selbstständig in sozialen Netzwerken massenhaft kommentieren, liken, followen. Und die inzwischen so fortgeschritten sind, dass sie von echten Nutzern kaum zu unterscheiden sind.
„Das ist durchaus vergleichbar mit dem Assistenten, die man inzwischen vom Smartphone her kennt. Die reagieren ja auch schon auf meine Anfragen. Und so ähnlich kann man sich diese Algorithmen auch vorstellen, die dann unter Umständen auch Diskussionen selbstständig führen.“ PropStop soll die Bots bekämpfen
Christian Grimme arbeitet am Institut für Wirtschaftsinformatik der Uni Münster und ist federführend beteiligt am Verbundprojekt PropStop. Zusammen mit Kommunikationswissenschaftlern, Statistikern, Journalisten und einem IT-Sicherheitsunternehmen soll PropStop in den kommenden drei Jahren Mittel und Wege finden, die automatisierte Netzpropaganda zu bekämpfen. Denn die hat das Potenzial für großen gesellschaftlichen Schaden, weil sie die öffentliche Meinung beeinflussen, Diskussionen vergiften und nach Ansicht von Phil Howard sogar direkten politischen Einfluss haben kann.
„Ich glaube, bei Wahlen liegt die Gefahr darin, dass sich die meisten Wähler in Demokratien erst maximal drei Tage vor der Wahl entscheiden. Und da besteht das Risiko, dass etwa ein Twitter-Bot in diesen drei Tagen massenhaft Falschinformationen und Lügen kreiert und manchen Kandidaten wichtige Prozentpunkte kosten kann.“
Die Art und Weise, wie Bots eingesetzt werden, hat sich dabei verändert, meint Howard. Früher war ein Bot nur dazu da, eine Meinung oder einen Kandidaten besonders populär erscheinen zu lassen. Inzwischen ist eher gezielte Manipulation an der Tagesordnung.
„Bots werden von Politikern nicht so sehr genutzt, um einen bestimmten Standpunkt zu verbreiten, sondern um die Leute zu verwirren.“
Unterschiedliche Ansätze zum Erkennen der automatisierten Netzpropaganda
Nur ein Beispiel: Wer etwa gezielt nach der Positiv-Formel #refugeeswelcome sucht, bekommt bei Twitter immer mehr fremdenfeindliche Inhalte präsentiert. Die große Herausforderung für die Wissenschaftler von PropStop liegt darin, Bots und die darin enthaltene Propaganda als solche zu erkennen. Der Lösungsansatz lautet: Big Data. Kommunikationswissenschaftler untersuchen die Inhalte der Posts, Informatiker sammeln technische Daten, aus welcher Region stammt der Post und so weiter.
„Es gibt Länder, die aufgrund ihrer rechtlichen Begebenheiten, sagen wir mal, mehr Freiheiten erlauben beim Betreiben von Bot-Netzwerken als andere. Also, hier könnten Hinweise dafür liegen, dass es sich um Bots handelt. Zusätzlich zu dieser eher technischen Perspektive sollen Verfahren entwickelt werden, die Propaganda-Bots erkennen können.“
Wie diese Verfahren genau aussehen werden, das ist derzeit noch offen, die Arbeit hat erst angefangen. Ob sie in Zukunft wirklich gestoppt werden können, ist allerdings fraglich, alleine schon deshalb, weil die Software immer besser wird, der Kampf dadurch eher einem Wettrennen gleicht. Aber, meint der kanadische Soziologe Howard:
„Was wir aktiv tun können, ist ganz einfach unseren Freunden, unsere Familien zu erklären, was Bots eigentlich sind. Mehr öffentliche Aufklärung über den Umgang mit sozialen Netzwerken ist ein guter Weg, gegen die Bots zu kämpfen.“
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http://www.deutschlandfunk.de/soziale-netzwerke-diskussion-mit-propaganda-bots.684.de.html? dram:article_id=307268
27.12.2014
Soziale Netzwerke
Diskussion mit Propaganda-Bots
Sie erkennen Nachrichten, mischen sich in Diskussionen ein und antworten wie echte Menschen: Propaganda-Bots. So können sie ein politisches Meinungsbild beeinflussen. Bots gegnerischer Seiten können sogar miteinander diskutieren. Die Rückverfolgung der Netzwerke ist bislang schwierig.
Peter Welchering im Gespräch mit Manfred Kloiber
Kloiber: Der Konflikt um die Krim hat es in diesem Jahr noch einmal deutlich gemacht: Viele Staaten nutzen Soziale Medien für ihre Propaganda. Aber nicht immer sitzen Menschen an den Rechnern, die auf Facebook, Twitter & Co für die Regierungsposition werben, mit Gegnern diskutieren oder sie einfach nur verächtlich zu machen versuchen. Dafür wird zunehmend Software eingesetzt. Und über die wird auch im Hamburger Kongresszentrum diskutiert. Wie sieht diese Software aus, Peter Welchering?
Welchering: Diese Propaganda-Bots haben eine semantische Abteilung und eine Abteilung, um Nachrichten, Tweets usw. erkennen zu können. Ihnen wird eine Position mit einer weitgehenden inhaltlichen Beschreibung vorgegeben und dann mischen sie sich aktiv in Diskussionen auf Twitter oder Facebook oder auf Blogs ein und verbreiten die Botschaften die ihre Herren und Meister gern im Netz hätten. Und sie antworten eben auch auf Posts des Gegners.
Kloiber: Wer setzt solche Propaganda-Bots ein?
Welchering: Viele Staaten und Regierungen. Regierungen, die einen Wahlkampf gewinnen wollen. Staaten, die sich in der Weltöffentlichkeit gegen einen anderen Staat durchsetzen wollen. Joachim Scharloth von der TU-Dresden, der hier auf der 31C3 einen Vortrag über Propaganda-Bots hält, sagt darüber:
Joachim Scharloth: „Wir wissen, dass die auch im Regierungsauftrag entwickelt werden. Von der DARPA [Forschungsagentur des US-Verteidigungsministeriums, Anm. der Redaktion] gibt es eine Ausschreibung, die die Entwicklung solcher Tools vorsieht. Auch Russland hat eine Million gerade investiert in ‚Storm 13‘, das genau dafür gemacht ist vom Auslandsgeheimdienst, soziale Netzwerke inhaltlich zu beeinflussen.“
Kloiber: Wie aufwendig ist es, solch einen Propaganda-Bot zu bauen?
Welchering: Wer solch einen Bot baut, braucht klare Vorgaben, wie sein Auftraggeber in der Diskussion erscheinen will, also etwa: heimatverbunden, kraftvoll usw. Den Rest erledigt eine semantische Matrix, die die Tweets und Post usw. generiert. Dann gibt es noch Erkennungssoftware, die die Tweets und Posts der Gegner erkennt und an die semantische Matrix weitergibt. So entstehen dann automatische Antworten und sogar ganze Diskussionen. Und natürlich ist dafür ein Bot-Netzwerk nötig. Solche Bot-Netzwerke kann man mieten. Man kann sie auch mit mehr oder weniger Standardsoftware aufbauen, indem man fremde Rechner kapert.
Kloiber: Gibt es Software, um solche Bots zu erkennen und unschädlich zu machen?
Welchering: Die steckt noch in den Anfängen. Erkennen kann man ihn daran, dass der Bot Botschaften nach einem bestimmten Muster generiert. Die Rückverfolgung ist so schwierig wie bei jedem Bot-Netzwerk. Gekaperte Rechner, die können identifiziert werden. Entscheidend ist der Kontrollrechner – das ist so schwierig, wie bei jedem anderen Bot-Netzwerk.
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http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/wie-big-data-das-wahlgeheimnis-aushebelt-wir-wissen-wen- du-waehlen-wirst-12553613.html
Wie Big Data das Wahlgeheimnis aushebelt Wir wissen, wen du wählen wirst
Moment der Wahrheit bei Google in Berlin: Ein amerikanischer Wahlkampf-Veteran schildert freimütig, wie sich Daten zur Wählerbeeinflussung nutzen lassen. Und bittet die Datenschützer im Saal, kurz mal Kaffee trinken zu gehen.
31.08.2013, von Stefan Schulz
Man muss es nicht genau wissen, es versteht sich heute von selbst. Wenn Google den Wählern hierzulande in den Wochen vor der Wahl erstmals seine in vielen Ländern erprobte Wahlseite zeigt, geht es nicht nur darum, über Wahlkreise, Kandidaten und Landeslisten aufzuklären. Google wird sich im Gegenzug in gleichem Maße dafür interessieren, wie die Wähler dieses Informationsangebot benutzen – und jeden einzelnen Klick genau analysieren. Das Angebot Googles, das darin besteht, den Wählern auf einfache Weise die 3500 Kandidaten für den Bundestag vorzustellen, ist kostenlos. Die Nutzer zahlen mit ihren Daten. So weit, so bekannt.
Als am Donnerstagabend die deutsche Vertretung des Unternehmens Journalisten, Wahlkämpfer und Interessierte nach Berlin einlud, um die Google-Projekte zur Wahl vorzustellen, stand allerdings bald selbst Googles Mitarbeitern der Schrecken im Gesicht. Den Hauptvortrag hielt Julius van de Laar, der für Barack Obama im entscheidenden Bundesstaat Ohio Wahlkampf geführt hatte. Er berichtete, was man aus dem digitalen Wahlkampf in Amerika inzwischen gelernt habe. Es ging erst einmal ums Geld: „Meine Güte, 1,2 Milliarden Dollar hatten wir zur Wählermobilisierung zur Verfügung“, begann van de Laar, um gleich darauf zu sprechen zu kommen, was die amerikanischen Wahlkämpfer unter „Wählermobilisierung“ heute verstehen.
Die Datenschützer können jetzt kurz rausgehen
Die Ausgangslage 2012 sei schlecht gewesen. Acht Prozent Arbeitslosigkeit, 41Prozent Zustimmungsrate für den Präsidenten, „dazu eine katastrophale Performance des Kandidaten im ersten Fernsehduell“. Allein in der politischen Message habe die Obama-Kampagne klar vorn gelegen. „Mitt Romney – Killerkapitalist“, das ließ sich gut verkaufen, wie auch „General Motors am Leben, Usama Bin Ladin tot“. Die wichtigste Frage, die sich van de Laars Team in Ohio stellte, war, wie man „den Wirkungsgrad des Wahlkampfs steigern könne“, wie sich „die richtigen Wähler effektiver erreichen“ lassen – und wie man einen Bogen um die Wähler macht, die man schon verloren gab.
„Force Multiplication“ hieß das Programm, das jede Botschaft aus dem Wahlkampf ausmerzte, um Platz für „Technologie und Daten“ zu schaffen. „Es ging um Zahlen, Daten und Fakten, nicht um politische Botschaften aus den Hinterzimmern.“ Es ging um „Big Data“, worüber „zuletzt einige Texte erschienen, die die Debatte nun sehr schwer machen“, sagte van de Laar. „Die Datenschützer unter Ihnen, wenn Sie kurz raustreten wollen und sich einen Kaffee holen wollen. Kommen Sie in zehn Minuten wieder“, fuhr van de Laar fort, um darauf zu sprechen zu kommen, wie das „Micro- Targeting“, die planvolle und gezielte Wähleransprache der Obama-Kampagne, funktionierte.
Ausgangspunkt seien die in Amerika geführten Wählerlisten gewesen. Sie beinhalten Namen und Telefonnummern und führen auf, ob die Wähler an den demokratischen oder republikanischen Vorwahlen teilgenommen hatten. Im zweiten Schritt „haben wir uns einfach einen Haufen Daten gekauft“, sagte van de Laar. „Sie kennen Payback?“, fragte er ins Publikum. „Wir gehen da hin und sagen: ,Payback, bitte einmal die Daten ausspucken.‘“ Diese Daten, die das Einkaufsverhalten der Wähler aufzeigen, die die Payback-Bonuskarte verwenden – was van de Laar als ein Beispiel unter vielen nannte –, seien mit den Daten aus dem Wählerregister fusioniert worden.
Für jeden potentiellen Obama-Wähler wurde ein Datenbankeintrag angelegt und ständig erweitert. Auch das Verhalten im Internet war für die Wahlkämpfer von Interesse. Mit „Cookie-Targeting“ wurde das Online-Verhalten der Wähler über deren Computer ausgespäht und ausgewertet. „Social Media, Data Mining, Data Matching“ seien die Kernpunkte des Vorhabens gewesen, das sich „predictive analytics“ nennt –also auf Vorhersagen abzielte. „Wir wollten herausfinden, wer die Personen waren, die sehr wahrscheinlich nicht wählen gehen, aber uns wählen würden, wenn sie doch hingingen“, benannte van de Laar das Anliegen.
Sympathisanten-Schulung via iPhone-App
Man habe herausgefunden, dass 78 Prozent der Menschen, denen von Freunden oder Bekannten empfohlen wurde, Obama zu wählen, tatsächlich für den Demokraten stimmten. Das Team konzentrierte sich also auf eine zweite Zielgruppe: Menschen, die Obama sicher wählen würden und zusätzlich bereit seien, ihren Freunden und Nachbarn davon zu erzählen. 21000 Freiwillige habe man in den drei Wochen vor der Wahl allein in Ohio mobilisiert. Sie klopften an mehr als 800 000 Haustüren.
Eine iPhone-App gab im Wortlaut vor, wie ein Gespräch zu eröffnen und zu führen sei – und erinnerte mit Nachdruck daran, unbedingt fehlende Daten zu erfassen. „Wir wollten nicht einfach nur, dass Leute rumlaufen und mit irgendwelchen Menschen sprechen, wir wollen nachvollziehen, was genau dort passiert. Wir wollen wissen, wie die Konversationen laufen und welche Informationen wir da herausziehen können“, sagte van de Laar. Der Haustürwahlkampf sei wahlentscheidend gewesen. 750 festangestellte Mitarbeiter beschäftigte das Wahlkampfteam in Ohio, doch entscheidend sei die Arbeit der Freiwilligen gewesen.
„Die Daten waren der Wahnsinn“
Letztlich wurde eine Parallelkampagne unter dem Titel „It’s about YOU“ entwickelt. Das „YOU“ bezog sich auf die Tausenden von Freiwilligen, die den Haustürwahlkampf führten und das wichtigste Element des Wahlkampfs zur Verfügung stellten: persönliche Beziehungen zu denjenigen, die noch zu überzeugen waren. Doch nicht nur an der Haustür habe man sich direkt eingemischt. Alsbald wurde fast jeder Sympathisant zum Freiwilligen. Geholfen hat die moderne Technik: „Wir wollten, dass sich die Leute mit Facebook auf Obamas Internetseite anmelden, um einen Komplettzugriff auf deren Profildaten zu erhalten. Die Daten, die wir hatten, waren der Wahnsinn, und natürlich schauten wir sie uns an, wann es uns passte“, sagte van de Laar. Ein Raunen ging durch den Saal. Dabei hatte van de Laar den entscheidenden Trick noch nicht genannt: Wähler, die sich per Facebook auf Obamas Internetseite anmeldeten, willigten auch ein, dass die Kampagne im Namen der Nutzer Botschaften auf Facebook verbreiten durfte.
„Sie können sich vorstellen, was für ein riesiges Asset das in diesem Wahlkampf war.“ Die Möglichkeit, die digitale Kommunikation zwischen den Wählern steuern zu können, „war deutlich effektiver“ als jedes andere Bemühen im Wahlkampf, sagte van de Laar, weil dadurch „die Authentizität noch einmal deutlich gestärkt wurde“. Die Wähler konnten schlicht nicht mehr unterscheiden, wann sie es mit ihren Nachbarn oder der Kampagne zu tun bekamen. Für die Wahlkämpfer der politischen Parteien im Raum verwies van de Laar auf eine Studie von Infratest Dimap. Auch in Deutschland informierten sich Wähler vorrangig im direkten Gespräch über anstehende Wahlen. „Das, was jetzt gemacht wird, ist der Grundstein für die Zukunft, da wird der Trend hingehen“, sagte van de Laar abschließend.
In den „Swing States“ wie Ohio stehen die Wähler besonders unter Beobachtung – und die Nichtwähler sollten enttarnt werden.
Maximal legale Wege für ein besseres Targeting
In Amerika sei man allerdings schon an Grenzen gestoßen, führte van de Laar aus. Ein Zeichen des Erfolgs im Haustürwahlkampf seien die vielen Zettel gewesen, auf denen Bewohner notierten, dass sie schon längst überzeugt seien, Obama zu wählen und keine weitere Störung duldeten. Dass das Wahlrecht den Wählern Geheimhaltung zubillige, setzten van de Laars Strategen in einem Fall sogar gezielt außer Kraft. Sie wollten Nichtwähler in den Nachbarschaften in Dankesbriefen nach der Wahl enttarnen. Diesem Vorhaben, „das 25 Prozent Zuwachs“ versprach, setzte eine Morddrohung gegen Mitarbeiter der Kampagne allerdings ein frühes Ende.
„Stalking“ nannte das die Pressesprecherin der Piratenpartei, Anita Möllering, aus dem Publikum. Der von Google mit einem Pauschalgehalt ausgestattete Journalist Tilo Jung, der Googles Videoplattformen für politische Interviews unter dem programmatischen Titel „Jung&Naiv“ nutzt, wollte von van de Laar wissen, wie mit den Daten nach der Wahl verfahren wurde und was in Deutschland möglich sei. Die Daten lägen für die nächsten Kampagnen bereit, sagte van de Laar. In Deutschland werde der Rahmen des legal Möglichen noch nicht ausgeschöpft. Es gebe „maximal legale Wege, noch deutlich stärker vorzugehen und ein besseres Targeting zu machen“. „Alles andere“, sagte van de Laar, „wäre jung und naiv.“
Diesen „Exkurs nach Amerika“ fand sogar der hiesige Google-Sprecher Ralf Bremer „kontrovers“. Und wandte sich schnell dem nächsten Programmpunkt zu, dem Online-Quiz einer Berliner Künstlergruppe und damit „einer Initiative, die wir im Rahmen unserer Seite unterstützen, anders als das, was Julius van de Laar eben vorgestellt hat“. Das klang authentisch, man würde es Bremer gern glauben. Doch er ist Sprecher des Unternehmens, das Big Data erfunden hat.