Liebe Mitbürgerinnen,
liebe Mitbürger,
das vergangene Jahr 2020 war durch die Corona-Pandemie geprägt. Weltweit wurden zahlreiche Menschen von diesem Virus angesteckt. Wir haben noch die schrecklichen Bilder von Bergamo in Erinnerung, wo sich die Toten vor dem Krematorien gestapelt haben . Das gesamte öffentliche Leben kam zum Stillstand. Diese Geisel der Menschheit wird uns auch noch in diesem Jahr begleiten. Doch es gibt Hoffnung durch die Impfungen. Auf drastische Weise rächt sich die Natur, indem Viren auf Menschen überspringen, wenn der Mensch in die natürlichen Lebensbahnen der Wildtiere eingreift. Die Natur schlägt zurück!
Dies gilt auch für viele andere Bereiche, wo menschliche Eingriffe in Öko-Systeme stattfinden, beispielsweise durch Brandrodungen in den Urwäldern oder durch Treibhausgasbelastungen durch Industrie, Gebäudebestand oder Verkehr. Die Folgen sind beträchtliche nachteilige Auswirkungen auf unser Klima. So waren die letzten Jahre die wärmsten seit der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881. Wir alle bekamen die Auswirkungen des Klimawandels durch extreme Hitze und Trockenheit, Stürmen oder Starkregen bereits zu spüren. Wenn die Staatengemeinschaft weltweit nicht zu mehr und wirksameren Klimaschutzmaßnahmen bereit ist, werden die Auswirkungen des Klimawandels auch in unserem Breiten bald unerträglich. Nach heutigem Stand der globalen Klimaschutzaktivitäten wird das Klimaziel der Pariser Klimarahmenvereinbarung verfehlt. Dramatische globale Klimaauswirkungen wären die Folgen. Deshalb ist der Green Deal der EU, mit dem die EU stufenweise bis 2050 klimaneutral werden möchte, sehr zu begrüßen. Auch Deutschland will aufgrund des Klimaschutzgesetzes bis 2050 eine Neutralität der Treibhausgase erreichen. Bis 2030 soll der Ausstoß der Treibhausgase um 55 % reduziert werden. Deshalb versucht die Bundesregierung mit der jetzt eingeführten und sich steigernden Erhöhung der CO2-Abgabe auf Sprit und fossile Energieträger mit marktwirtschaftlichen Instrumenten zu einem sparsamerem Umgang mit Rohstoffen und fossilen Energien und damit einem geringeren CO2-Ausstoß beizutragen.
Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind große Themen, für die wir uns schon seit Jahren engagieren wie beispielsweise mit in der Schlussphase befindlichen Projekt „KlimawandelAnpassungsCOACH_RLP“. Wir konnten 15 Kommunen in Rheinland-Pfalz im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels coachen und wurden dafür im vergangenen Jahr sogar in der Kategorie Vereine / Stiftungen mit dem renommierten Preis „Blauer Kompass“ des Umweltbundesamtes ausgezeichnet. Mit dem Netzwerkprojekt „grEEN Palatina“ unserer EnergieAgentur Speyer-Neustadt/Südpfalz coachen wir aktuell 10 große produzierende Industrieunternehmen, um Energie, Kosten und CO2 einzusparen. Auch sind wir mit unserer EnergieAgentur Speyer-Neustadt/Südpfalz an einem Pilotprojekt der Metropolregion Rhein-Neckar zur Wasserstoff-Technologie beteiligt.
Am Anfang des Neuen Jahres 2021 stehen wir aber noch vor vielen weiteren großen Herausforderungen:
Vor allem blicken wir mit einer gewissen Hilflosigkeit auf die zahlreichen kriegerischen Konflikte wie beispielsweise im Nahen Osten, vor allem in Syrien, aber auch die ständigen militärischen Drohungen und Steigerung der Rüstungsspirale durch machthungrige Despoten auf der Weltbühne. Glücklicherweise dürfen wir seit Ende des 2. Weltkrieges die längste Friedenszeit Europas erleben. Umso wichtiger ist, dass Europa ein Hort des Friedens und der Stabilität bleibt. Symbole der europäischen Idee, der Einheit, des Friedens und des christlichen Abendlandes sind die großen romanischen und gotischen Dome zu Speyer, Aachen, Köln, Paris, Reims und Metz.
Nach wie vor ist die Migration eine große Herausforderung. Kriege, aber auch der Klimawandel, aber auch Ausbeutung und Hunger sind häufige Ursachen der Flüchtlingsströme. Doch weiterhin versagt die Entwicklungshilfepolitik, die nach dem Grundsatz handeln sollte „Hilfe zur Selbsthilfe“, um durch Befähigung der Eigenkräfte in den jeweiligen Ländern zur Fluchtursachenbekämpfung beizutragen.
Wir stellen mit Freude fest, dass sich für die Themen Klimaschutz, Tier- und Naturschutz Hunderttausende, insbesondere junge Menschen, begeistern lassen. Allerdings sehen wir mit Sorge, dass sich im Vergleich dazu noch zu wenige Menschen öffentlich einsetzen gegen Abtreibung und Tötung von menschlichen Leben nach der Geburt sowie am Lebensende durch Tötung auf Verlangen bzw. ärztlich assistiertem Suizid. Die Philosophie der Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist inzwischen in unserer Wohlstandsgesellschaft zur prägenden Haltung geworden sowohl beim Thema „Abtreibung“ als auch beim Thema „Sterbehilfe“. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020, mit dem das im Herbst 2015 beschlossene „Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung“ und den entsprechenden § 217 StGB für nichtig erklärt hat, ist in Deutschland jede Beihilfe zum Suizid straffrei. Mehr noch: Indem die Karlsruher Richter nicht bloß konstatierten, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht als Ausdruck persönlicher Autonomie auch ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasse, sondern die individuelle Selbstbestimmung über die Fortsetzung oder Beendigung des eigenen Lebens einschließlich der Inanspruchnahme der Hilfe Dritter bei der Selbsttötung zum Kern der Menschenwürde erklärten, erschufen sie damit gewissermaßen eine Art Grundrecht auf Suizid. Dieses Urteil wird sich als Dammbruch erweisen, weil sich immer mehr ältere Menschen einem wachsenden Druck gegenübersehen und niemandem länger zur Last fallen möchten. In den Niederlanden ist sogar die Euthanasie von Kindern ab dem 12. Geburtstag erlaubt, wenn diese dazu ihre Einwilligung geben. Schon länger legalisiert ist dort bereits die Tötung von schwerkranken Neugeborenen und Säuglingen auf Wunsch der Eltern im ersten Lebensjahr. Hier folgt die Tötung nach dem sogenannten Groningen-Protokoll. In diesem Jahr will die niederländische Regierungspartei D66 einen Gesetzentwurf zur Euthanasie von Menschen einbringen, die ihr Leben als „vollendet“ betrachten. Ähnliche Entwicklungen gibt es in weiteren Ländern. Auch in Deutschland müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen.
Durch die Corona-Zeit hat die Digitalisierung in Form von digitalen Sitzungen, Veranstaltungen sowie Home-Unterricht schlagartig zugenommen. Doch wir sehen große Probleme, insbesondere bei 5G. Zum Einen drohen gesundheitliche Gefahren durch zunehmende Verstrahlung aufgrund weiterer Sendeanlagen, zum Anderen befürchten wir negative Auswirkungen durch Manipulationen von Meinungen und schließlich möchten wir warnen vor dem zu frühen und schrankenlosen Gebrauch des Internets von Kindern und Jugendlichen. Zahlreiche Pädagogen warnen bereits seit längerer Zeit davor.
Trotz vieler Gefahren und Bedrohungen, die uns umgeben, sollten wir stets auch das Positive sehen und daran arbeiten, dass sich die Welt im guten Sinne weiter entwickelt. Dazu möchte ich Sie herzlich ermutigen, die Möglichkeiten, die uns allen zur Verfügung stehen, aktiv zu ergreifen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gelingendes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2021, in dem auch das Virus besiegt wird.
Ihr
Hans-Joachim Ritter