Der Vorsitzende der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V., Hans-Joachim Ritter, würdigte in seiner Rede Hildegard von Bingen (1098 – 1179) als eine der bedeutendsten und faszinierendsten Frauengestalten der Geschichte. Ihr Stichwort sei die „viriditas“, die „Grünkraft“ oder auch die Grundkraft der Schöpfung gewesen, aus der es zu leben gelte. Ritter bezeichnete Hildegard von Bingen als eine frühe Kronzeugin der Ökologiebewegung. In ihren Büchern über Pflanzen, Tiere und Heilkräuter gibt sie bis heute treffsichere Ratschläge. Nachdem Hildegard von Bingen am 10.5.2012 heilig gesprochen und am 7.10.2012 von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin ernannt wurde, habe die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. im Jahr 2013 die Benediktinerin Philippa Rath von der St.-Hildegard-Abtei Rüdesheim-Eibingen zur „Ökologia“ berufen.
In der letzten Mitgliederversammlung der Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. am 22.3.2014 in Speyer sei einstimmig beschlossen worden, die hl. Hildegard von Bingen als Patronin der Ökologie im Rahmen einer Pressekonferenz in Rüdesheim-Eibingen im Vorfeld des Hildegard-Tages (17.9.) auszurufen.
Die Stiftung betrachte dies sowohl als Verpflichtung nach Außen wie nach Innen.
Seitens der kath. Kirche habe Papst Johannes Paul II. mit der Bulle Inter Sanctos vom 29.11.1979 bereits Franz von Assisi zum Patron der Ökologie ernannt. Die Stiftung wolle dies Erklärung keineswegs ersetzen, sondern ergänzen. Somit gebe es jetzt zwei großartige Patrone der Ökologie, nämlich Franz von Assisi und Hildegard von Bingen.
Die Benediktinerin Philippa Rath von der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, „Ökologia“ – Botschafterin der Ökologie 2013 – beleuchtete in ihrer Rede das ökologische und naturbezogene Wirken der hl. Hildegard, die schon die damalige Umweltverschmutzung kritisierte wie folgt:“Ich hörte, wie mit einem wilden Schrei die Elemente der Welt riefen: »Wir können nicht mehr laufen und unsere Bahn nach unseres Meisters Bestimmung vollenden. Denn die Menschen kehren uns mit ihren schlechten Taten wie in einer Mühle von Unterst zu Oberst. Wir stinken schon wie die Pest und vergehen vor Hunger nach Gerechtigkeit.“ (…) Alle Winde sind voll von Moder und die Luft speit Schmutz aus, so dass die Menschen nicht einmal mehr ihren Mund aufzumachen wagen. Durch den gottlosen Irrwahn der verblendeten Menschenseelen welkt die grünende Lebenskraft dahin.“
Die amtierende „Ökologia 2014“, Landrätin Theresia Riedmaier, betonte, daß die ökologische Botschaft der Hildegard von Bingen heute noch Zugkraft habe. Denn die Botschaft der „Ehrfurcht vor der Schöpfung“ sei heute noch so aktuell wie damals. Nicht die Natru braucht den Menschen, sondern der Mensch braucht die Natur. Über 900 Jahre hinweg wirke noch ihre prophetische Strahlkraft bis heute unverändert und ziehe Menschen in ihren Bann. Sie sei auch ein frühes Vorbild für die Frauenbewegung als unabhängige Frauengestalt gewesen. Riedmaier bezeichnete die Neugier als Wurzel ihrer Persönlichkeit. Die Neugier schaffe Wissen. Wissen schaffe Einsicht und Einsicht schaffe Fortschritt.